Argentinien Kirchner sperrt Zentralbankchef aus

Der Präsident der argentinischen Zentralbank, Martín Redrado, ist von der Polizei am Betreten des Gebäudes der Bank gehindert worden.

Der Präsident der argentinischen Zentralbank, Martín Redrado, ist von der Polizei am Betreten des Gebäudes der Bank gehindert worden. "Entschuldigen sie, Präsident, wir haben Anweisungen, sie nicht durchzulassen", zitierte die Zeitung "Clarín" am Montag einen der wachhabenden Polizisten in der Eingangshalle der Zentralbank.

Redrado war von Präsidentin Cristina Kirchner wegen eines Streits um die Verwendung von Währungsreserven der Bank für den Schuldendienst am 7. Januar per Dekret entlassen worden. Dieses war jedoch auf Antrag Redrados von einer Richterin bis zu einer Klärung durch das Parlament außer Kraft gesetzt worden.

Nachdem Redrado seinen eigentlich erst für Montagmorgen mit großem Medienrummel vorgesehenen Versuch, in die Bank zu gehen, überraschend auf Sonntagabend vorgezogen hatte, begab er sich Medienberichten zufolge direkt zur nächsten Polizeiwache. Dort habe er Strafanzeige gegen Kabinettschef Aníbal Fernández wegen Amtsmissbrauchs und Verstoßes gegen eine richterlicher Anordnung erstattet.

Fernández war am Freitag mit den Worten zitiert worden, er habe Anweisungen der Präsidentin erhalten, Redrado nicht mehr in die Bank zu lassen. Zuvor hatte die regierungstreue Mehrheit im Direktorium der Bank Redrados bisherigen Stellvertreter, Miguel Pesce, zu dessen Nachfolger ernannt.

Die Präsidentin hat mit ihrem Vorhaben, 6,57 Milliarden Dollar (4,56 Milliarden Euro) Währungsreserven zum Fiskus umzuleiten, bisher Schiffbruch erlitten. Die argentinische Justiz stoppte nicht nur die Entlassung Redrados, sondern auch dieses Dekret. Die Opposition fordert eine Sitzung des Parlaments, dass sich jedoch in der Sommerpause befindet. Insgesamt verfügt die argentinische Zentralbank derzeit über Reserven von 48 Milliarden Dollar.

In diesem Jahr plante Argentinien Verhandlungen mit den im Club von Paris organisierten staatlichen Gläubigern sowie mit privaten Gläubigern. Dabei hoffte das südamerikanische Land, die Voraussetzungen für eine Rückkehr an die internationalen Finanzmärkte schaffen zu können und damit Zugang zu zinsgünstigeren Krediten zu erhalten.

DPA
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