Vor einer historischen Abstimmung haben die Abgeordneten des israelischen Parlaments am Dienstag erbittert um den Abzug aus dem Gazastreifen gerungen. Während im Umfeld der Knesset, dem israelischen Parlament, etwa 15.000 Befürworter und Gegner des von Ministerpräsident Ariel Scharon formulierten Plans demonstrierten, wurde eine Mehrheit für die Räumung von Siedlungen und Armeeposten erwartet. Scharon könne bei einer am Abend geplanten Abstimmung auf eine Unterstützung von etwa 65 der 120 Abgeordneten bauen, berichteten israelische Medien.
Nach einem Militäreinsatz, bei dem insgesamt 17 Palästinenser ums Leben kamen, zog sich die israelische Armee wieder aus Chan Junis im südlichen Gazastreifen zurück. Aus israelischen Militärkreisen verlautete, die Truppen hielten sich in Stützpunkten im Bereich nahe gelegener jüdischer Siedlungen auf. Am Morgen war bei einem Luftangriff auf Chan Junis noch ein Mitglied der radikal-islamischen Hamas-Bewegung getötet worden. Die Armee begründete den Einsatz damit, der Beschuss jüdischer Siedlungen mit Mörsergranaten solle unterbunden werden.
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hatte das Parlament die Debatte über den Abzug aus dem Gazastreifen fortgesetzt. In allen israelischen Siedlungen im Westjordanland und im Gazastreifen blieben die Schulen geschlossen, damit die Kinder und Jugendlichen an den Protestkundgebungen teilnehmen können.
Scharon will im kommenden Jahr 21 Siedlungen im Gazastreifen und vier Siedlungen im Westjordanland räumen lassen. Nach einer am Dienstag von der Tageszeitung "Jedioth Achronoth" veröffentlichten Meinungsumfrage, waren 65 Prozent der israelischen Bevölkerung für den Plan, 26 Prozent sprachen sich dagegen aus.