Die Hamas hat nach eigenen Angaben alle für sie "erreichbaren" toten Geiseln aus dem Gazastreifen übergeben. Die islamistische Palästinenserorganisation habe ihre Verpflichtungen aus dem von US-Präsident Donald Trump vorangetriebenen Waffenruhe-Abkommen "erfüllt", erklärte der bewaffnete Hamas-Arm Essedin-al-Kassam-Brigaden am Mittwochabend, während zeitgleich nach Angaben der israelischen Armee "mehrere" Särge an das Rote Kreuz übergeben wurden. Die Hamas erklärte, für die Bergung der verbliebenen Geisel-Leichen benötige sie "spezielle Ausrüstung".
Daraufhin drohte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz der Hamas mit der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen. "Wenn die Hamas sich weigert, das Abkommen einzuhalten, wird Israel in Abstimmung mit den Vereinigten Staaten die Kämpfe wieder aufnehmen", erklärte Katz am Mittwochabend laut einer Mitteilung seines Büros.
Die israelische Armee und die israelischen Sicherheitsbehörden hatten mitgeteilt, dass das Rote Kreuz auf dem Weg in den Norden des Gazastreifens sei, wo "mehrere" Särge mit den Leichen von Hamas-Geiseln übergeben würden. In einer gemeinsamen Erklärung von Armee und Inlandsgeheimdienst hieß es kurze Zeit später, die Hamas sei verpflichtet, "die Vereinbarung einzuhalten und die notwendigen Schritte zu unternehmen, um alle Geiseln zurückzugeben".
Hamas sollte eigentlich schon am Montag alle toten Geiseln übergeben
Die Essedin-al-Kassam-Brigaden hatten zuvor in einer Erklärung angekündigt, die sterblichen Überreste von zwei weiteren israelischen Geiseln um 22.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 Uhr MESZ) zu übergeben. Laut dem Waffenruhe-Abkommen mit Israel hätte die Hamas eigentlich schon am Montag alle lebenden und toten Geiseln an Israel überstellen müssen.
Das von US-Präsident Donald Trump vermittelte Abkommen war am vergangenen Freitag in Kraft getreten, nachdem Israel und die Hamas dem ersten Teil eines US-Friedensplans zugestimmt hatten. Der von Trump vorangetriebene und von zahlreichen Staaten unterstützte 20-Punkte-Plan zur Beendigung des Gaza-Kriegs sieht in einer ersten Phase die Übergabe aller Hamas-Geiseln aus dem Gazastreifen und die Entlassung inhaftierter palästinensischer Gefangener aus israelischen Gefängnissen vor.
Die letzten 20 überlebenden Hamas-Geiseln kamen wie vereinbart am Montag frei. Daraufhin entließ Israel knapp 2000 inhaftierte Palästinenser, darunter 250 wegen tödlicher Attentate Verurteilte.
Laut dem Waffenruhe-Abkommen hätte die Hamas bereits am Montag auch alle 28 toten Geiseln an Israel überstellen müssen. Die Islamisten übergaben am Montag jedoch entgegen der Vereinbarung lediglich vier tote Geiseln an Israel. Am Dienstagabend wurden dann ebenfalls vier Leichname übergeben - bei einem von ihnen handelt es sich israelischen Angaben zufolge jedoch nicht um eine Hamas-Geisel.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Hamas einen falschen Leichnam übergab. Im Februar hatte die Hamas bereits anstelle der sterblichen Überreste der am 7. Oktober 2023 zusammen mit ihren beiden kleinen Kindern Kfir und Ariel in den Gazastreifen verschleppten jungen Mutter Shiri Bibas den Leichnam einer unbekannten Frau aus dem Gazastreifen übergeben.
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