Guantanamo Erstes Verhörvideo aufgetaucht

Sieben Stunden ist es lang, einige Minuten waren jetzt zu sehen: Erstmals ist ein Verhörvideo aus Guantanamo gesendet worden. Im Ausschnitt ist der damals 16-jährige Omar Khadr zu sehen, der verzweifelt versucht, den kanadischen Ermittlern seine Schusswunden zu zeigen.

Zum ersten Mal ist im Fernsehen ein Video von einem Verhör im US-Gefangenenlager Guantanamo Bay auf Kuba ausgestrahlt worden. Der Sender CNN zeigte eine Szene, in der der als mutmaßlicher Terrorist festgehaltene junge Kanadier Omar Khadr sich voller Verzweiflung sein Hemd vom Körper reißt, um vernarbte Schusswunden zu zeigen. Khadr, der erst 15 Jahre alt war, als er gefangen genommen wurde, weint außerdem "unkontrolliert", wie ein CNN-Moderator es beschrieb. Die Khadrs Anwälte hatten die Bilder herausgegeben.

Das insgesamt sieben Stunden lange Video wurde über vier Tage hinweg aufgenommen und ursprünglich als geheim eingestuft. Es stammt aus dem Jahr 2003 und zeigt Khadr im Alter von 16 Jahren bei einem Verhör, das von einem kanadischen Experten vorgenommen wurde. Khadr wird vorgeworfen, 2002 in Afghanistan einen US-Soldaten getötet zu haben. Er hat angegeben, während seiner Gefangenschaft in Guantanamo Bay misshandelt und dadurch zu falschen Geständnissen gezwungen worden zu sein.

Verteidiger William Kuebler zufolge wurde Khadr 2003 unter anderem drei Wochen lang mit systematischem Schlafentzug gequält, um ihn "gefügiger und williger" zu einer Aussage zu machen. Kuebler bezog sich dabei auf geheime kanadische Regierungsberichte. Sie sollen zudem belegen, dass Khadr während seiner Verhöre weinte und Geständnisse widerrief, weil er sie nur als Folge von "Folter" gemacht habe. Das entspricht CNN zufolge den Video-Szenen.

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DPA/AP