Irak-Krise Folgenschwere Fehler der USA in Irak

Konzeptionslosigkeit und falsche Vorstellungen über den Umgang mit der irakischen Bevölkerung prägten laut einem internen Bericht der US-Streitkräfte die ersten Schritte der Besatzer nach dem Fall Bagdads.

Konzeptionslosigkeit und falsche Vorstellungen über den Umgang mit der irakischen Bevölkerung prägten laut einem internen Bericht der US-Streitkräfte die ersten Schritte der Besatzer nach dem Fall Bagdads. Der Bericht der 3. Infanteriedivision, der der Nachrichtenagentur AP vorliegt, bestätigt in vielen Punkten die von außen stehenden Beobachtern erhobene Kritik an der Nachkriegspolitik der USA.

Befreier statt Besatzer

Als folgenschwerer Fehler erwies sich dem Bericht zufolge die politische Entscheidung, die US-Truppen zunächst als Befreier statt als Besatzungsmacht zu präsentieren. Die daraus resultierende Unsicherheit der US-Kommandeure habe ein entschlossenes Vorgehen gegen Plünderungen verhindert und den Wiederaufbau verzögert, was das Vertrauen der Bevölkerung in die US-Truppen nachhaltig beschädigt habe.

"Zu Beginn hatten es die Leute eilig, mit dem Wiederaufbau zu beginnen und erwarteten von den US-Truppen Unterstützung. Doch sie gewannen rasch den Eindruck, dass wir unfähig oder unwillig seien, etwas zu tun", heißt es in dem Papier. Die 3. Infanteriedivision hatte den Sturm auf Bagdad angeführt.

Keinen Plan für den Wiederaufbau

Nach internationalem Recht hätten die USA unmittelbar nach dem Sturz des irakischen Regimes sowohl die Rechte als auch die Pflichten einer Besatzungsmacht gehabt, betonen die nicht näher identifizierten Autoren. Die Truppen seien auf diese Situation aber nicht vorbereitet worden: "Obwohl es nahezu sicher war, dass die Streitkräfte den Regimewechsel herbeiführen würden, gab es keinen Plan für die weitere Kontrolle und den Wiederaufbau, selbst als die Division Bagdad bereits erreicht hatte." In diesem Zusammenhang wird die Regierung scharf kritisiert: "Außenministerium, Verteidigungsministerium und andere Regierungsbehörden müssen bei der Planung von Besatzungsaufgaben besser und schneller arbeiten."

Ein Sprecher der 3. Infanteriedivision erklärte, der Bericht sei aus Stellungnahmen zahlreicher Offiziere und Soldaten zusammengetragen worden. Es handele sich nicht um die endgültige Fassung.

John Lumpkin und Dafna Linzer