Litauens Präsident Schon nach ein paar Monaten gestolpert

Knapp einen Monat vor dem EU-Beitritt seines Landes ist der litauische Präsident Rolandas Paksas vom Parlament seines Amtes enthoben worden. Dabei stimmte nur eine hauchdünne Mehrheit der Abgeordneten für die Absetzung des Staatschefs.

Mit seinem Sieg bei der Präsidentenwahl in Litauen vor einem Jahr drängte Rolandas Paksas seinen politischen Ziehvater aus dem Amt. Dem damaligen Staatschef Valdas Adamkus verdankte Paksas den wesentlichen Schub in seiner politischen Karriere: Mit seiner Hilfe schaffte er es zwei Mal zum Ministerpräsidenten. Seine Regierungen hielten jedoch jeweils nur wenige Monate. Auch das Präsidentenamt muss Paksas nun nach gut einem Jahr abgeben.

Schon 1999 Regierungschef

Erstmals an die Spitze der Regierung gelangte Paksas im Frühjahr 1999: Damals entzog Adamkus dem Ministerpräsidenten Gediminas Vagnorius sein Vertrauen und schlug dem Parlament Paksas als Nachfolger vor - mit Erfolg. Die Regierung der konservativen Vaterlandsunion hielt indes nur fünf Monate. Weil er die Privatisierung einer Ölraffinerie nicht verhindern konnte, musste Paksas gehen.

Nach seinem Sturz wechselte er von der Vaterlandsunion zur Liberalen Union und übernahm rasch deren Vorsitz. Auf Grund unpopulärer Reformen schwand derweil die Beliebtheit der konservativen Regierung dramatisch, dafür wurden die zuvor bedeutungslosen Liberalen unter Paksas bei der Parlamentswahl im Oktober 2000 zweitstärkste Kraft. Um die siegreichen Sozialdemokraten von der Regierung fern zu halten, drang Adamkus auf eine sozialliberale Koalition unter Führung seines Intimus Paksas - wieder erfolgreich. Doch auch die zweite Regierung Paksas zerbrach sieben Monate später und wurde von den Sozialdemokraten ersetzt.

Erste Vorwürfe im Herbst 2003

Im Amt des Staatspräsidenten stolperte der 47 Jahre alte Paksas bereits nach einigen Monaten. Schon im Herbst brachten Vorwürfe den Präsidenten in Bedrängnis, er habe einem russischen Geschäftsmann mit möglichen Beziehungen zum organisierten Verbrechen zur litauischen Staatsbürgerschaft verholfen. In der vergangenen Woche ebnete das Verfassungsgericht schließlich einem Amtsenthebungsverfahren den Weg - am Dienstag setzten die Abgeordneten in Vilnius den Präsidenten ab.

Geboren wurde Paksas 1956 in der litauischen Stadt Telsiai. Nach seinem Ingenieurstudium gewann er zwei Mal die Kunstflugmeisterschaften in der Sowjetunion. Das Fliegen blieb freilich kein Hobby, Paksas wurde Leiter der Luftfahrtabteilung des Nationalen Freiwilligen Selbstschutzes, Vorläufer der litauischen Verteidigungsstreitkräfte. 1992 wechselte er in die Wirtschaft und führte bis 1997 ein Bauunternehmen.

Kunstflieger und Hauptstadt-Bürgermeister

1997 wurde der populäre Sportler zum Bürgermeister der Hauptstadt Vilnius gewählt. Dort erreichte er wirtschaftlichen Aufschwung und die Restaurierung der Altstadt. Stets machte er sich für solide Finanzen und die Aufnahme Litauens in die NATO und die EU stark. Zumindest dieses Ziel hat er erreicht: In der vergangenen Woche trat Litauen der NATO bei, im Mai wird das Land EU-Mitglied.

AP · DPA
Tobias Schmidt, AP