Terror in Nigeria Sind die entführten Mädchen in Zentralafrika?

In Nordnigeria haben Islamisten eine Brücke zerstört. Experten glauben, dass sie zu den 200 verschleppten Schülerinnen führte. Einige von ihnen sollen derweil in Zentralafrika gesehen worden sein.

Die Islamistengruppe Boko Haram verbreitet im Norden Nigerias weiter Angst und Schrecken: Mutmaßliche Mitglieder sprengten am Samstag eine strategisch wichtige Brücke in die Luft. Zuvor hatten sie das nahe liegende Dorf Limankara dem Erdboden gleichgemacht, wie lokale Medien unter Berufung auf Zeugen und Sicherheitskräfte berichteten. Die Angreifer hätten die Familie eines Polizeibeamten entführt, mehr als 3000 Menschen seien auf der Flucht. Ob es bei dem Anschlag Tote gab, war zunächst unklar.

Die Brücke verband die beiden Bundesstaaten Borno und Adamawa, die seit Jahren besonders schwer von der Boko Haram terrorisiert werden. Sie galt außerdem als ein möglicher Zugang zum dichten Sambisa-Wald, in dem die Extremisten Camps unterhalten. Die Zeitung "Premium Times" spekulierte, die Zerstörung der Brücke in Limankara solle es den Suchtrupps erschweren, nach über 200 entführten Schülerinnen zu fahnden, die vor einem Monat von der Boko Haram verschleppt worden waren. Die nigerianischen Behörden vermuten, dass sie in den Wäldern der Region festgehalten werden.

Dorfbewohner wollen Mädchen gesehen haben

Die Zeitung "Punch" schrieb allerdings am Sonntag, einige der Mädchen seien in der Zentralafrikanischen Republik gesichtet worden. Seit Freitag gebe es Berichte, dass mehrere der verschleppten Schülerinnen in Birao in Zentralafrika gesehen worden seien, einem kleinen Ort im Norden des Landes. Dorfbewohner sprachen von 50 Jugendlichen, die in Begleitung bewaffneter Männer gewesen seien.

Die amerikanische "First Lady" Michelle Obama äußerte sich in einer Botschaft zum Muttertag schockiert über die Massenentführung der überwiegend christlichen Jugendlichen. "Barack und ich sehen in diesen Mädchen unsere eigenen Töchter", sagte die Frau von US-Präsident Barack Obama in einer wöchentlichen Rundfunkansprache, die sonst ihr Mann hält. "Wir sehen ihre Hoffnungen, ihre Träume - und wir können uns die Qualen vorstellen, die ihre Eltern jetzt durchmachen." Barack Obama hatte der Regierung Nigerias in der vergangenen Woche Hilfe angeboten, um die Mädchen zu finden. Auch Großbritannien und Frankreich beteiligen sich an der Suche.

Entführte Niederländer wieder frei

Der Terror der Extremisten, die im muslimisch geprägten Norden Nigerias einen Gottesstaat errichten wollen, treibt immer mehr Menschen in die Flucht: Rund ein Jahr nach der Verhängung des Ausnahmezustandes in den besonders schlimm betroffenen Bundesstaaten Yobe, Borno und Adamawa wurden dort nach UN-Angaben 250.000 Menschen vertrieben. Rund 61.000 weitere hätten in Kamerun, Tschad und Niger Zuflucht gesucht, teilte das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) unter Berufung auf nigerianische Behörden mit.

Seit 2009 fielen mehr als 6000 Menschen Anschlägen der Extremisten zum Opfer. Allein seit Jahresbegeinn soll es über 2000 Tote gegeben haben. Die nigerianische Armee hatte im vergangenen Mai eine Offensive gegen die Gruppe begonnen, jedoch ohne großen Erfolg. Derweil kamen drei vor einer Woche im Süden Nigerias entführte Niederländer wieder frei. Im ölreichen Nigerdelta werden immer wieder Ausländer entführt. Häufig wird für ihre Freilassung Lösegeld bezahlt, was jedoch fast nie öffentlich gemacht wird. Bei den Niederländern handelte es sich um einen Dokumentarfilmer sowie Mitarbeiter einer Zeitschrift.

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tim/DPA