US-Bürgerwehr Jagd auf illegale Immigranten

Auf rund elf Millionen wird die Zahl der Illegalen in den USA geschätzt - die meisten davon wanderten über Mexiko ein. Jetzt will eine bewaffnete Bürgerwehr in Arizona die Grenze zum Nachbarland überwachen.

Trotz der staubigen, heißen Wüstenluft im San Pedro-Tal an der Grenze zwischen Mexiko und dem US-Bundesstaat Arizona ist die Stimmung bei Chad Robinson (41) und seinen Freunden prächtig. Die Männer, meist in paramilitärisch anmutenden Kombinationen, manche mit kugelsicheren Westen, mit Nachtsichtgeräten, Revolvern und Feldmessern, gehören zu den ersten Patrouillen einer selbst ernannten US-Bürgerwehr. Ihren Einsatz nennen sie Projekt "Minuteman" in Anlehnung an Freiwillige im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.

Allerdings versucht weit und breit kein einziger Mexikaner, über die lediglich mit etwas Stacheldraht befestigte Wüstengrenze zu gelangen. Deshalb haben die "Minutemen" auch keine Chance, die US- Grenzpolizei zu alarmieren. Das allein sei ihre Aufgabe, betont Chris Simcox, Mitbegründer der Bürgerwehr. "Unsere wichtigste Waffe ist das Mobiltelefon."

Medienspektakel im Wüstenstaub

Das heftig umstrittene Projekt begann Anfang dieser Woche mehr als Medienspektakel und weniger als ernst zu nehmende Grenzsicherung. Menschenrechtsgruppen schlagen ihr Lager auf und halten Protestschilder in die Kameras. Abgeordnete des Repräsentantenhauses von Arizona sind gekommen, "damit keine Gesetze gebrochen werden", so die Demokratin Kyrsten Sinema.

Glaubt man den Organisatoren, die sich als "Patrioten eines freien Amerikas" fühlen, ist die internationale Aufmerksamkeit auch ihr wichtigstes Ziel. "Präsident Bush tut nichts, die Republikaner freuen sich über billige Arbeitskräfte, die Demokraten hoffen auf neue Wähler", schimpft "Minuteman"-Sprecher Mike McGarry über die nach seiner Ansicht tolerierte illegale Immigration. Allein 2004 sind offiziellen US-Angaben zufolge 1,1 Million Menschen beim illegalen Überschreiten der mexikanisch-amerikanischen Grenze gefasst worden - mindestens eben so vielen sei die Flucht gelungen: Auf rund elf Millionen wird die Zahl der Illegalen in den USA geschätzt.

"Seit Jahren geschieht trotz aller Beteuerungen in Washington nichts, deswegen haben wir diese Initiative gestartet", begründete Ex-Marinesoldat James Gilchrist das Projekt. Weit über tausend Menschen wollen sich nach Angaben McGarrys im April an der Sicherung der etwa 30 Kilometer langen, besonders heiklen Grenze südlich von Bisbee beteiligen. "Wir sind hier, Recht und Freiheit zu schützen, wir wollen niemanden etwas antun", betont Ex-Soldat Robinson.

Aber der Aufschrei der Empörung über die "bewaffneten Milizen, die Ausländerfeindlichkeit und Militanz fördern" (Arizona-Abgeordneter Tom Prezelski) war enorm. US-Präsident Bush wandte sich entschieden gegen "Vigilanten", die das Recht in die eigenen Hände nehmen wollten. Mexikos Präsident Vincente Fox reagierte US-Berichten zufolge zornig auf die "Immigranten-Jäger".

"Amerikanische Helden"

Aber es gab auch Unterstützung. Für den republikanischen Vorsitzenden des US-Senatsausschusses zur Einwandererreform, Tom Tancredo, sind die "Minutemen" vor allem "amerikanische Helden." Die liberale "Washington Post" meinte, die freiwilligen Grenzschützer hätten nicht nur die öffentliche Meinung, sondern auch das Gesetz auf ihrer Seite. Der "Arizona Daily Star" befand, "die Minutemen sind vielleicht Verrückte, aber sie haben schon Erfolg".

Tatsächlich kündigte die US-Regierung bereits die Erhöhung der Grenztruppen in Arizona von 1300 auf über 1800 an. Allerdings würden diese Männer von anderen Grenzposten abgezogen. Der Interessenverband der Grenzer kritisierte die Maßnahme denn auch als "scheinheilig". Kein Wunder, dass Robinson und seine martialisch aussehenden Freunde von den vorbeifahrenden Grenzpolizisten mit ihren verspiegelten Sonnenbrillen aufs freundlichste gegrüßt werden. Ganz offensichtlich freuen sich die seit Jahren völlig überforderten Grenzwächter zumindest derzeit über die selbst ernannten "Hilfs-Sheriffs" und den Medienwirbel, den sie ausgelöst haben.

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Laszlo Trankovits/DPA