Im Mordfall Julia sind nach einem Fahndungsaufruf im Fernsehen 110 neue Hinweise bei der Polizei eingegangen, darunter eine Namensnennung. Der Gießener Polizeisprecher Gerald Forst sprach von »zwei, drei guten Hinweisen«, denen nun nachgegangen werde. Die »Bild«-Zeitung berichtete von einer Apotheke in Solms-Oberndorf, bei der am Tag nach dem Mord der Fahrer eines dunklen Kombis mit starken Brandverletzungen eine Salbe gekauft hatte. Die Polizei kündigte einen zusätzlichen Fahndungsaufruf an.
Falscher Alarm wegen des blauen Lasters
Nach der ZDF-Sendung »Aktenzeichen... XY ungelöst« hatten sich viele Zeugen gemeldet, die den gesuchten blauen Kleinlastwagen im Rhein-Main-Gebiet gesehen haben. Allerdings handelte es sich dabei leider um ein ähnliches Fahrzeug der selben Firma, wie er sagte.
Der Daimler-Benz-Laster vom Typ L 508 mit grauer Plane und der Aufschrift »Music-Hall Central Friedberg« war nach Angaben der Polizei Gießen in der Nacht vor dem Verschwinden der zehnjährigen Julia aus Biebertal nicht weit vom späteren Fundort der verbrannten Leiche gestohlen worden. Er hatte Müll geladen, der 100 Meter neben Julias Leiche gefunden worden war, wie ein Polizeisprecher am Freitagabend in der ZDF-Sendung sagte.
Nach wie vor fehle auch jede Spur von einem blauen Plastikrucksack mit Donald-Duck-Motiv, den Julia getragen habe, sagte der Sprecher weiter. Vermutlich waren zwei Wasserspritzpistolen darin. Aufschluss erhofft sich die Polizei auch von Händlern, die Handschellen der Machart vertreiben, von denen Überreste am Leichenfundort entdeckt wurden. Es handele sich um ein Massenprodukt aus Taiwan.
Die Gießener Staatanwaltschaft hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 50.000 Mark ausgelobt. Julia war am 29. Juni im hessischen Biebertal verschwunden, ihr verbrannter Leichnam war am 4. Juli gefunden worden. Eine Sonderkommission mit 31 Beamten arbeitet an dem Fall.
Fall Adelina: Appell in russischer Sprache
Im Fall der spurlos verschwundenen zehnjährigen Adelina aus Bremen sendete das ZDF einen Appell der Mutter in russischer Sprache, in dem sie um Hilfe bei der Suche bat. Zudem wurden ein aktualisiertes Fahndungsplakat des Mädchens und ein Schlüsselanhänger gezeigt, den das Mädchen bei sich trug und der ebenfalls verschwunden ist. Ein Vertreter der Bremer Sonderkommission betonte, es gebe noch Hoffnung, dass Adelina lebend gefunden werde. Das Besondere an dem Fall sei, dass es keine Spuren gebe. Adelina könnte mit jemandem mitgegangen sein, den sie kannte und vertraute.
Im ihrem Fall gingen nach der ZDF-Sendung rund 15 Hinweise ein. Ein Zeuge, der am Tag nach dem Verschwinden Adelinas mit dem Auto auf dem Weg zur Autobahn bei Bremen war, wolle Hilfeschreie eines Kindes aus einem Wagen auf der Gegenfahrbahn gehört haben. Dies sei zu klären, sagte ein Polizeisprecher.