Wehrbericht 2005 "Wollen wir P. erschießen?"

Gewalt, Beleidigungen, Fremdenfeindlichkeit: In der Bundeswehr wird die Stimmung schlechter. Der aktuelle Wehrbericht dokumentiert erschreckende Zustände in der Truppe.

Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe, sieht das Vertrauen der Soldaten in Bundeswehr und Politik durch immer höhere Anforderungen bei gleichzeitigen Kürzungen erschüttert. Worte und Taten klafften oft auseinander, sagte Robbe bei der Vorlage seines ersten Jahresberichts über Mängel in der Bundeswehr.

Die Folge seien Frustration und Demotivation. Dennoch erfüllten die Soldaten immer noch alle Aufträge. Gerade durch die Auslandseinsätze stießen sie aber "immer deutlicher an ihre Grenzen".

Der "Jahresbericht 2005" zeigt zudem, dass die Soldaten im Einzelfall nach wie vor Erniedrigungen aller Art erleiden müssen. Auch Gewalt untereinander sowie Rechtsextremismus und Rassismus sind nach wie vor ein Thema.

Beleidigungen

Der Wehrbeauftragte rügt den Umgangston einiger Vorgesetzter in der Bundeswehr. So sagte nach einem dokumentierten Fall ein Oberfeldwebel zu einem Hauptgefreiten: "Hör auf zu grinsen, sonst trete ich’s dir aus der Fresse" und "Siehst du, so leicht kann ich euch ficken".

Ein Oberleutnant fragte in einer Dienstbesprechung einen Untergebenen mit Bezug auf einen Kameraden: "Wollen wir den P. erschießen?"

Leichtsinn

Einige Ausbilder bringen dem Bericht zufolge ihre Soldaten in Gefahr. So zielte ein Oberleutnant mit einer Signalpistole auf ein Bundeswehrfahrzeug mit zwei Insassen und entfachte einen Brand, der zum Glück niemanden verletzte. Ein anderer Ausbilder rüttelte derart an einem Seilsteg, dass ein Unteroffizier, der damit ein Gewässer überqueren sollte, einen Kreislaufkollaps erlitt.

Gewalt

Gewalt kommt unter den Soldaten, aber auch zwischen Vorgesetzten und Untergebenen vor - häufig in Verbindung mit Alkohol.

So fesselten ein Stabsgefreiter und fünf Hauptgefreite einen Obergefreiten und schlugen zusammen mit sechs weiteren Soldaten mit einem Esslöffel auf seine Hoden.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Ein Leutnant stieß in einer Discothek einem Fahnenjunker mit dem Kopf ins Gesicht und brach ihm die Nase.

Ein betrunkener Hauptgefreiter sprang einem Feldwebel an die Kehle, der ihn mit einem Tritt an sein Bett wecken wollte. "Trittst du noch einmal gegen mein Bett, trete ich gegen deinen Kopf", drohte er ihm.

Rechtsextremismus

Der Bericht nennt etliche rechtsextreme und fremdenfeindliche Delikte, die im Rechtsstaat nicht hinnehmbar seien, so Wehrbeauftragter Robbe.

So randalierten zwei Panzergrenadiere in einem Zug, riefen "Sieg Heil" und "nächster Halt Auschwitz". Einem dunkelhäutigen Mann riefen sie nach: "Der Mohr muss weg", eine Gruppe türkischstämmiger Personen nannten sie: "Scheiß Türkenpack".

In einer Universität der Bundeswehr beschimpfte ein Leutnant einen dunkelhäutigen Fahnenjunker wiederholt als "Neger".

In einem anderen Fall attackierte ein Oberfeldwebel mit einem Kumpan zwei Kenianer mit rassistischen Parolen und griff einen der Afrikaner mit einer abgeschlagen.

AP
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