Eigentlich wollte Anjali Enjeti nur von Houston nach Atlanta fliegen. Doch ihr Flug, Delta 1682, verspätete sich. Dass sie im Zuge der Reise auf Twitter viral gehen würde, hätte sie wohl nicht erwartet. Doch Enjeti hatte einen Platz in der ersten Reihe, als die amerikanische Airline mit einem Schwarm Bienen zu kämpfen hatte, der sich spontan an der Tragfläche ihres Fliegers niedergelassen hatte.
Sie beginnt die Geschichte, als klar wird, dass das Boarding zunächst ausfällt. Enjeti schrieb: "Mein Flug von Houston hat Verspätung, weil sich Bienen auf der Spitze eines Flügels angesammelt haben. Sie lassen uns erst an Bord, wenn sie die Bienen entfernt haben. Aber wie um alles in der Welt soll das geschehen? Werden sie den Flügel nicht verlassen, wenn wir abheben?"
Niemand hat einen Plan, die Bienen machen es sich bequem
Dass ihr erster Gedanke Gold wert sein würde, wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sie protokolliert das Geschehen zunächst weiter: Es soll jemand kommen, der sich die Bienen anschaut. "Aber wer? Brauchen wir nicht einen Bienenexperten, um die Königin zu identifizieren und sie zu entfernen, und wird der Rest nicht folgen?", will sie wissen.
Zunächst befürchtet Enjeti, dass nun die Schädlingsbekämpfung anrückt. Zu ihrer Freude teilte die Airline dann aber mit, dass man einen Imker rufen wolle, der die Tierchen einsammeln soll. Immer wieder veröffentlicht sie Bilder von ratlosen Mitarbeitern, die sich den Flügel im Außenbereich aus nächster Nähe anschauen. Zeitweise sind es fünf Personen, die allesamt untätig auf das Flugzeug gucken.
Dann die schlechte Nachricht: Ein Imker darf nicht an das Flugzeug – Sicherheitsvorschriften. Schädlingsbekämpfer aber auch nicht. Das Flughafenpersonal ist zu diesem Zeitpunkt mindestens ebenso ratlos. Für das Abspritzen der Bienen steht offenbar kein Schlauch zur Verfügung und die Feuerwehr ist unpässlich – nichts geschieht also.
Männer, die auf Bienen starren
Es folgt eine Durchsage des Kapitäns: Man werde das Flugzeug parken. Aber einen Ersatz gibt es nicht. Die Befreiungsversuche werden verzweifelter. Mit einem Gebläse wird nun versucht, die Bienen sanft vom Flügel zu pusten. Die lassen sich von dem lauen Lüftchen aber nicht beeindrucken. Wieder starren Männer auf Bienen. Nichts passiert.
Dann taucht ein Mensch mit einem Schlauch auf. Laut Enjeti atmen die Passagiere hörbar auf. Der Mann geht wieder. Kollektives seufzen. Warum er die Bienen nicht nass machen durfte, wird nicht erklärt. Was immer deutlicher wird: Die Mannschaft gibt den Flieger offenbar auf. Enjeti beobachtet, wie sie von Bord geht – die Passagierin befürchtet, in Houston bleiben zu müssen.
Auch Delta sieht wenig Hoffnung und vergibt das Gate an einen anderen Flug. Dafür muss aber jemand den Flieger nun wirklich umparken – den Plan hatte der Kapitän bereits. Dann die Überraschung: Die Bienen fliegen weg. Der Grund? Für das Versetzen des Fliegers musste man ihn anschalten. Das hat die Bienen aufgeschreckt und verjagt. Zur Erinnerung: Anjali Enjeti fragte sich im allerersten Tweet, ob die Bienen nicht verschwinden würden, sollte das Flugzeug sich tosend in Bewegung setzen. Und siehe da: So kam es.
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Tun sie einfach mal: nichts. Wer braucht schon einen Golfrasen? Bereits wenige Quadratmeter Wiese, die ins Kraut schießen und blühen dürfen, decken Faltern und Bienen den Tisch. Gemäht werden sollte dort nur ein- bis zweimal im Jahr.
Alle nehmen es mit Humor
Enjeti zieht ein Fazit. Sie schreibt: "Ich hätte mir wirklich ein spannenderes Ende dieser Saga gewünscht". Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht klar, ob der Flieger aufgrund der enormen Verspätung überhaupt noch abhebt. Nach kurzem Zittern dann die Erlösung: Das Bienen-Flugzeug wartet an einem anderen Gate auf die Passagiere – es geht endlich los.
Nach kurzem Flug meldet sich Enjeti ein letztes Mal: "In Atlanta gelandet! Ich bin froh, wieder zu Hause und auf dem Boden zu sein. Unser Pilot war so wunderbar und hat uns hervorragend informiert. Auch die Besatzung war fabelhaft. Ich kann mir vorstellen, dass die Bienen sich köstlich über uns alle amüsiert haben".
Nach nur einem Tag wurde ihre Geschichte mehr als drei Millionen Mal verfolgt – ein viraler Hit. Medien wie "CBS" und "Houston Chronicle" griffen die Geschichte auf. Auch Delta Airlines meldete sich inzwischen und schreibt: "Ob man es glaubt oder nicht, der Delta-Flug 1682 von Houston-Bush nach Atlanta hatte heute Nachmittag eine Verspätung, nachdem eine freundliche Gruppe von Bienen offensichtlich mit dem Flügel unserer Flugzeuge fachsimpeln wollte, zweifellos um sich über die neuesten Flugbedingungen am Flughafen auszutauschen", sagte ein Delta-Sprecher gegenüber "CBS".