Die Pünktlichkeit ist eines der größten Probleme im Fernverkehr der Deutschen Bahn (DB): Oft genügen schon eine wenige Minuten Verspätung, und Reisende verpassen ihre Anschlusszüge im nächstgelegenen Bahnhof. Das wollte die DB ändern - schnellere Züge, weniger Verspätungen war die Devise.
Die Deutsche Bahn hielt ihre Lokführer deshalb an, auf Fernverkehrsstrecken ordentlich Gas zu geben und so verlorene Zeit über sehr hohe Geschwindigkeiten auf der Strecke wieder einzuholen. Das Personal hatte die Aufgabe, auch bei planmäßigem Vorankommen die kürzeste Fahrzeit durch zügiges Fahren anzustreben.
Langsames Tempo vor Bahnhöfen frisst Extra-Minuten wieder auf
Der "Spiegel" hatte zuerst über den Versuch berichtet, den die Bahn im Januar nach drei Monaten wieder eingestellt hat. Das teilte ein Sprecher am Samstag mit. "Die zügige Fahrweise hat sich nicht dauerhaft positiv auf die Pünktlichkeit ausgewirkt", hieß es in den Auswertungsberichten. Die so gewonnenen Minuten wurden vor den großen Knotenbahnhöfen wieder aufgebraucht.
Die Bahn mit ihrem 33.400 Kilometer langen Streckennetz, auf dem täglich rund 40.000 Züge verkehrten, sei besonders im Fernverkehr anfällig für Störungen. Diese wirkten sich in dem engmaschig vertakteten System wie in einem Domino-Effekt auf viele Strecken aus, erläuterte der Sprecher. Zu den Störungen zählten Anschläge auf Infrastruktur und Strecken, Personen auf den Gleisen, Bauarbeiten im Schienennetz oder bestimmte Witterungsverhältnisse.
Um die Pünktlichkeit der Züge zu steigern, seien unter anderem sogenannte PlanStart-Teams gebildet worden, die sich an den wichtigsten Knotenbahnhöfen um die planmäßige Abfahrt kümmern. "60 Prozent der verspäteten Abfahrten haben ihren Ursprung an den zehn verkehrsstärksten Bahnhöfen und wirken sich auf das gesamte Netz aus. Mit den Knotenkoordinatoren will die DB erreichen, dass an diesen Bahnhöfen 90 Prozent der Züge im Fernverkehr planmäßig abfahren", heißt es in einem erläuternden Papier der Bahn.
