Cluberöffnung Party de luxe

Am Donnerstag öffnet der mondäne Goya-Club in Berlin seine Pforten. Dort können Gäste zugleich Aktionäre werden und sich damit das Recht auf lebenslangen freien Eintritt und Amüsement erwerben.

Es könnte so funkeln wie in den mondänen Tanzcafés der zwanziger Jahre: pulsierende Musik, feines Essen, edle Getränke, prächtige Architektur und jede Menge aufregende Gäste. Ja, es könnte - wenn Peter Glücksteins Konzept für seinen Berliner Goya Club aufgeht. Im Metropoltheater am Nollendorfplatz eröffnet er am 1. Dezember eine Kombination aus Restaurant, Bar und Diskothek. Zielgruppe: Menschen, die zu alt für Hiphop-Partys aber zu jung für Tanztees sind.

Finanziert wird das Ganze von den Gästen selbst. 2300 Aktionäre, die sich Goyaner nennen dürfen, haben zwischen 3960 und 59 Euro bezahlt und dafür nicht nur die Hoffnung auf eine Dividende erworben, sondern auch das Recht auf lebenslangen freien Eintritt und Amüsement in der feinen Aktionärslounge - bei Einlagen über 1980 Euro. Ihr Traum: jeden Abend von Donnerstag bis Samstag sollten 800 der Aktionäre ins Goya kommen, dazu noch mindestens 400 Gäste, der Eintritt kostet 10 Euro. So könnte der Umsatz pro Jahr um fünf Prozent steigen. "Kaum zu schaffen", raunt es in der chronisch missgünstigen Szene der Bar- und Discobetreiber, wo selbst schicke Club-Läden wir das Felix am Adlon nur einen knapp zweistelligen Umsatz pro Gast hinkriegen.

Das Berliner Publikum ist "arm mit Arschgeweih"

26600 Euro Kaltmiete müssen erst mal reingespielt werden. Von "Totgeburt" spricht man schon. Denn bisher ist noch jeder Versuch gescheitert, den definitiven Hauptstadtclub zu etablieren - vom Adagio übers Dorian Gray, Shark und Blue. Problem ist vor allem das Berliner Publikum, das, so ein Event-Veranstalter, hauptsächlich "arm mit Arschgeweih ist - wir sind eben nicht München".Peter Glückstein, 54, will es trotzdem wagen. Der Münchner ist seit 1972 in Berlin und schuf vor 16 Jahren mit der Bar am Lützowplatz eine Design-Ikone für stilvolles Trinken. Damit nun das Goya zum "führenden Club in Deutschland" wird, bietet er von 20 bis 21.30 ein "Txoko", baskisch für "Abendmahl", für 35 Euro. Zum Tanz ab 22 Uhr leitet dann eine Inszenierung im Stil von "Pomp Duck and Circumstances" über.

"Abgefuckt und elegant zugleich"

"Das Wichtigste ist aber gute Musik", sagt Glückstein. Deshalb hat er unter 275 DJs die besten ausgesucht und bringt Goya-Compilations heraus, die "weit über Deutschland hinaus" verkauft werden sollen. Von einem internationalen Publikum träumt er, das den schmuddeligen Nollendorfplatz als Ausgehquartier wieder schick machen soll. "Rundherum gibt es alles - Nutten genauso wie Botschaften. Das ist abgefuckt und elegant zugleich", sagt er.Glamouröse Räume garantiert Architekt Hans Kollhoff, der schon die Newton Bar am Gendarmenmarkt entwarf. "Wo fühlst du selbst dich wohl?", hatte Kollhoff sich gefragt. Und dann angefangen zu entwerfen: Groß und weit sollte der Hauptraum sein, also musste erst mal die mittlere Ebene heraus gebrochen werden. "Dicht an barocken Vorbildern" entstand ein 13 Meter hoher, "swingender Raum, durch den die Menschen driften, sich bewegen, tanzen", so Kollhoff. "Keine Theaterdekoration, sondern nur das Echte" sollte es sein: schwarzschimmernde Räuchereiche am Boden, Kandelaber aus Muranoglas mit 234 Kerzen, mit weißem Leder bespannte Wände und eine silbrige Bar aus Zinn mit Platz für 200 Personen - angeblich der längste Tresen der Welt.

Dabeisein ist alles

Kaum einer der Aktionäre - vom CDU-Abgeordneten Carl-Eduard von Bismarck bis zu den Schauspielern Muriel Baumeister und Vadim Glowna - glaubt allerdings, dass er viel Geld aus dem Goya ziehen kann. Maler Markus Lüpertz wurde Goyaner, weil "Freunde schon Goya-Aktionäre sind. Das vermittelt mir so eine Art von Zugehörigkeitsgefühl." Und Unternehmer Heiner Kamps sagte schon vor einem Jahr: "Ich verspreche mir keine große Rendite. Das war eine Bauch- und keine Finanzentscheidung." Hans Kollhoff hat gar nicht erst gekauft. "Ich bin zu nah dran“, entschuldigt er sich.

Anja Lösel und Bettina Schneuer

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