Erbarmungsloser Kontrolleur Darum ist dieser Journalist so richtig wütend auf die Deutsche Bahn

Weil sie ihr bezahltes Ticket nicht ordnungsgemäß abstempeln lässt, behandelt ein Fahrkartenkontrolleur eine junge Chinesin wie eine Verbrecherin. Ein Journalist wird Zeuge und legt sich öffentlich mit der Deutschen Bahn an.

Michael Praetorius ist mächtig sauer - und zwar auf die Deutsche Bahn, genauer gesagt auf die von ihr betriebene Münchner S-Bahn. Der Münchner Journalist hat seinem Unmut in einem Facebook-Video Luft gemacht und beschreibt dort einen Vorfall mit einer jungen Chinesin, die in der S-Bahn von einem Fahrkartenkontrolleur rüde behandelt worden sein soll. Die Bahn hat die Geschichte mittlerweile bestätigt, lässt sich mit den Worten "Wir bedauern sehr, dass die junge Reisende in eine solch unangenehme Situation geraten ist" zitieren.

Praetorius schildert das Ganze wie folgt: Er saß in der S-Bahn vom Flughafen, in seinem Wagon eine junge Chinesin mit dem Kopf an der Scheibe, sichtlich erschöpft. Ein Fahrkartenkontrolleur wollte ihren Fahrschein sehen, sagte dann: "Ja mei, da haben wir ein Problem". Der Grund: Die junge Frau, die laut Praetorius' Angaben kaum Deutsch und nur wenig Englisch sprach, hatte zwar mit Hilfe am Flughafen eine Karte gekauft, diese aber nicht abgestempelt. Sie war somit ungültig. Wie Praetorius schildert, war es ihr erster Tag in Deutschland, für eine Stelle als Au-Pair-Mädchen sei sie nach München gekommen.

S-Bahn-Kontrolleur sei zunehmend ruppiger geworden

Wie der Journalist weiter berichtet, sei der Kontrolleur zunehmend ruppiger geworden und habe trotz der Verständigungsprobleme der Frau Vorwürfe gemacht. 60 Euro habe er nun von ihr gewollt, für das Fahren ohne gültigen Fahrschein. Die chinesische Frau habe ihn aber kaum verstanden und habe immer ängstlicher und verstörter gewirkt. Auf seine Aufforderung hin soll sie ihm ihren Pass ausgehändigt haben. Darin sei eine Arbeitserlaubnis vermerkt gewesen, was den Kontrolleur nur noch wütender gemacht habe. Sie habe ihn also angelogen und sei gar keine Touristin, soll er ihr vorgeworfen haben. Als sie ihren Pass zurückwollte, habe er ihr diesen nicht zurückgeben wollen und mit Betonung auf jede einzelne Silben gesagt: "Wir gehen jetzt zur Po-li-zei!". Das Mädchen habe daraufhin angefangen zu weinen.

Hier hat sich Praetorius dann eingeschaltet, wie er sagt, und der jungen Frau behutsam zu verstehen gegeben, dass er ihr beistehe. Zusammen seien sie dann zur Wache am Hauptbahnhof gefahren, und er habe die Strafe für Chinesin gezahlt. "Die Frau fällt mir weinend in die Arme", schreibt er über diesen Moment auf Facebook.

Michael Praetorius kontaktierte Kundenservice

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Praetorius macht den Vorfall bereits in der Bahn via Twitter publik und veranlasste den Kundenservice zu einer Stellungnahme. "Das hört sich nicht gut an. Ich kann dazu jedoch nichts sagen und bei der Angelegenheit nicht behilflich sein. Tut mir leid", erhielt er als Antwort. Ferner, dass die "Fahrpreisnacherhebung" doch begründet sei. Später äußerte die Bahn dann in einer Pressemitteilung ihr Bedauern. "Wir schulen unsere Mitarbeiter speziell auch mit Blick auf solche Konfliktsituationen, damit sie möglichst immer angemessen handeln", schreibt das Unternehmen dort. Man wolle sich persönlich bei der Chinesin entschuldigen.

In den sozialen Medien gibt es nach dem Vorfall viel Protest gegen das Vorgehen der Deutsche Bahn. Ausländer könnten ob der komplizierten Ticket-Regelungen unabsichtlich schwarz fahren, obwohl sie den vollen Preis für ihren Fahrschein bezahlt haben, so der Tenor. Das Video über den Vorfall, an dessen Ende Praetorius seine Monatskarte verbrennt aus Protest, wurde seit Mittwochabend mehr als 200.000 mal aufgerufen.

fin

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