Rheinland Römischer Brunnen mit Jupitersäule entdeckt – aber auch mit der seltenen Göttin der Rache

Säulenrelief
Auf dem Säulenrelief, das im Brunnen gefunden wurde, sind drei Göttinnen dargestellt: links Juno, in der Mitte sehr wahrscheinlich Nemesis-Diana und rechts Minerva
© Marcel Zanjani/LVR-ABR
Am Rande des Tagebaus im Raum Kerpen wurde ein römischer Brunnen entdeckt. Doch dieser huldigt nicht nur Jupiter, sondern auch einer seltenen weiblichen Gottheit.

Am Rande eines Tagebaus im Raum Kerpen wurde erneut ein römischer Brunnen freigelegt. Doch dieser weist einige Besonderheiten auf. Laut einer Pressemitteilung des Amtes für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland konnte das Team im Innern des Brunnens Teile einer Jupitersäule freilegen, die Darstellungen mehrerer römischer Gottheiten zeigt.

Während die Darstellung des obersten römischen Gottes Jupiter keine Besonderheit ist, zeigt ein weiteres Relief an der ehemals etwa fünf Meter hohen Säule auch drei weibliche Göttinnen: Juno, die Gattin Jupiters, Minerva, die Göttin der Weisheit und, so vermutet man, Nemesis-Diana, die Göttin der gerechten Rache. Ihre Darstellung sei etwas Besonderes, so Erich Claßen, Leiter des Amtes für Bodendenkmalpflege: "Wir haben kaum Nachweise darüber, dass sie zu römischer Zeit im Rheinland verehrt wurde." Die Göttin sei anhand eines Wagenrades erkennbar, aber auch in einem kurzen Gewand gekleidet, das normalerweise für Diana, die Göttin der Jagd, typisch sei. Die Darstellung der Nemesis-Diana sei extrem selten.

Fund in Kerpen: Brunnen lässt Rückschlüsse über religiöse Verhältnisse zu

Grabungsleiter Martin Grünewald konnte anhand von Keramikscherben nachweisen, dass der entdeckte Brunnen noch bis in das 5. Jahrhundert n. Chr. in Gebrauch war: "Eine so lange Nutzung des Brunnens ist außergewöhnlich." Das solle sogar Rückschlüsse über die religiösen Verhältnisse im Rheinland während der spätrömischen Zeit geben. So hätte man bereits in vielen Brunnen ehemaliger römischer Landgüter solche Jupitersäulen gefunden, allerdings seien diese zumeist schon früher versenkt worden, da sie im Zuge der Christianisierung als heidnisch erachtet wurden. Dass dies im Falle der im Raum Kerpen gefundenen Säule erst im 5. Jahrhundert n. Chr. geschehen sei, zeige "die zu dieser Zeit auf dem Land noch immer stattfindende Verehrung der römischen Gottheiten, nachdem in Köln und andernorts schon längst Kirchen errichtet worden waren", so die offizielle Pressemitteilung.

jgs

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