Großbritannien Saufen, bis der Arzt kommt

Ein Jahr ist es her, seit in Großbritannien die Sperrstunde aufgehoben wurde. Doch an den Trinkgewohnheiten der Briten hat sich nichts geändert. Kampfsaufen bis zum Delirium gehört immer noch zu den liebsten Hobbys junger Engländer.

An diesem Freitagabend wird es vor dem "Hope" wieder zugehen wie jeden Freitagabend, seit vielen Jahren schon. Einige Jungs werden besoffen auf der Straße herumgrölen, mehr als einer wird sich auf dem Gehweg übergeben, und irgendwann wird wohl auch wieder ein Mädchen im Minirock besinnungslos in der Londoner Novemberkälte vor der Tür liegen. Der einzige Unterschied zu früher wird sein, dass das alles ein wenig später geschieht.

Trendsport "Binge Drinking"

Genau vor einem Jahr wurde in den britischen Pubs die traditionelle 23.00-Uhr-Sperrstunde aufgehoben. Aber wer gehofft hatte, mit der Angleichung an die Kneipen-Öffnungszeiten des übrigen Europa könnten sich die Trinksitten bessern, hat sich getäuscht. Im Gegenteil: Das "Binge Drinking" ("Kampfsaufen"), bei dem sich vor allem junge Briten binnen kürzester Zeit mit möglichst viel Alkohol die Kante geben, hat sich eher noch weiter verbreitet.

Insbesondere unter jüngeren Frauen. Nach einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung gehört von den 17- bis 30-jährigen Engländerinnen inzwischen jede dritte zur Kategorie der starken Trinkerinnen, die beim Kneipengang regelmäßig vier Drinks und mehr zu sich nehmen. Vor allem der Trend zu Alcopops hat dazu beigetragen. Bei den gleichaltrigen Männern gelten 26 Prozent als "Binge Drinker". Ihr beliebtestes Getränk ist Bier.

Dabei wollte die Labour-Regierung von Premierminister Tony Blair mit dem neuen "Licensing Act", der allen Pubs die Möglichkeit gibt, die Öffnungszeiten über 23.00 Uhr hinaus zu verlängern, auch gegen das "Binge Drinking" angehen. Der unwürdige Brauch, sich vor dem Glockenschlag zur "Last Order" noch schnell voll laufen zu lassen, sollte der Vergangenheit angehören. Ohne den Zwang zur letzten Runde, so die Hoffnung, würden sich die Briten für das Bier oder die Wodka-Limo mehr Zeit nehmen.

Um 23:00 ist Schluss - auch ohne Sperrstunde

Doch nach einem Jahr wird getrunken wie eh und je. Was auch daran liegt, dass die meisten Pubs die gelockerten Schank-Lizenzen überhaupt nicht nutzen. Gerade die kleineren Kneipen schließen nach wie vor um 23.00 Uhr. Andere, wie das "Hope", halten nur freitags und samstags bis Mitternacht auf. Am meisten wird die neue Freiheit von Bars, Nachtclubs und Gastro-Ketten genutzt. Ein Pub, das tatsächlich 24 Stunden lang geöffnet hat, gibt es aber auf der ganzen Insel nicht.

"Das 24-Stunden-Pub ist ein moderner Mythos", heißt es bei der British Beer and Pub Association. Trotzdem ist der Verband mit der neuen Regelung zufrieden, weil "Erwachsene endlich wie Erwachsene behandelt werden". Auch die Polizei zieht eine positive Bilanz. Weil nicht mehr so viele Betrunkene auf einen Schlag hinaus auf die Straße entlassen werden und dann aneinander geraten, gibt es weniger zu tun.

Weniger Randale

Im Seebad Brighton - bekannt als "Partystadt" - ging die Zahl der "alkoholbedingten Zwischenfälle" um elf Prozent zurück. Anderswo haben Polizei und Rettungsdienste ähnliche Erfahrungen gemacht. Das Schreckensszenario von noch mehr Alkohol-Randalen bis tief in die Nacht, mit dem einige die Sperrstunde verteidigen wollten, ist Theorie geblieben. Am Grundproblem hat sich aber nichts geändert. 8386 "Alkoholtote" gab es auf der Insel im vergangenen Jahr - mehr als doppelt so viele wie 1991.

Der "Daily Telegraph" meinte in seiner Sperrstunden-Jahresbilanz: "Anderswo in Europa ist das harte Trinken ein Zeichen der Schwäche, hier bei uns eine Art Heldentum." Tourismus-Staatssekretär Shaun Woodward, zu dessen Ressort die Schanklizenzen gehören, hofft trotzdem, dass seine Landsleute beim Umgang mit dem Alkohol vernünftiger werden. Allerdings werde es "ein oder zwei Generationen" dauern, bis die Unsitte des "Binge Drinking" überwunden sei.

Insbesondere unter jüngeren Frauen. Nach einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung gehört von den 17- bis 30-jährigen Engländerinnen inzwischen jede dritte zur Kategorie der starken Trinkerinnen, die beim Kneipengang regelmäßig vier Drinks und mehr zu sich nehmen. Vor allem der Trend zu Alcopops hat dazu beigetragen. Bei den gleichaltrigen Männern gelten 26 Prozent als "Binge Drinker". Ihr beliebtestes Getränk ist Bier.

Dabei wollte die Labour-Regierung von Premierminister Tony Blair mit dem neuen "Licensing Act", der allen Pubs die Möglichkeit gibt, die Öffnungszeiten über 23.00 Uhr hinaus zu verlängern, auch gegen das "Binge Drinking" angehen. Der unwürdige Brauch, sich vor dem Glockenschlag zur "Last Order" noch schnell voll laufen zu lassen, sollte der Vergangenheit angehören. Ohne den Zwang zur letzten Runde, so die Hoffnung, würden sich die Briten für das Bier oder die Wodka-Limo mehr Zeit nehmen.

Um 23:00 ist Schluss - auch ohne Sperrstunde

Doch nach einem Jahr wird getrunken wie eh und je. Was auch daran liegt, dass die meisten Pubs die gelockerten Schank-Lizenzen überhaupt nicht nutzen. Gerade die kleineren Kneipen schließen nach wie vor um 23.00 Uhr. Andere, wie das "Hope", halten nur freitags und samstags bis Mitternacht auf. Am meisten wird die neue Freiheit von Bars, Nachtclubs und Gastro-Ketten genutzt. Ein Pub, das tatsächlich 24 Stunden lang geöffnet hat, gibt es aber auf der ganzen Insel nicht.

"Das 24-Stunden-Pub ist ein moderner Mythos", heißt es bei der British Beer and Pub Association. Trotzdem ist der Verband mit der neuen Regelung zufrieden, weil "Erwachsene endlich wie Erwachsene behandelt werden". Auch die Polizei zieht eine positive Bilanz. Weil nicht mehr so viele Betrunkene auf einen Schlag hinaus auf die Straße entlassen werden und dann aneinander geraten, gibt es weniger zu tun.

Weniger Randale

Im Seebad Brighton - bekannt als "Partystadt" - ging die Zahl der "alkoholbedingten Zwischenfälle" um elf Prozent zurück. Anderswo haben Polizei und Rettungsdienste ähnliche Erfahrungen gemacht. Das Schreckensszenario von noch mehr Alkohol-Randalen bis tief in die Nacht, mit dem einige die Sperrstunde verteidigen wollten, ist Theorie geblieben. Am Grundproblem hat sich aber nichts geändert. 8386 "Alkoholtote" gab es auf der Insel im vergangenen Jahr - mehr als doppelt so viele wie 1991.

Der "Daily Telegraph" meinte in seiner Sperrstunden-Jahresbilanz: "Anderswo in Europa ist das harte Trinken ein Zeichen der Schwäche, hier bei uns eine Art Heldentum." Tourismus-Staatssekretär Shaun Woodward, zu dessen Ressort die Schanklizenzen gehören, hofft trotzdem, dass seine Landsleute beim Umgang mit dem Alkohol vernünftiger werden. Allerdings werde es "ein oder zwei Generationen" dauern, bis die Unsitte des "Binge Drinking" überwunden sei.

DPA
Christoph Sator/DPA

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