Entgegen den Zusagen der italienischen Regierung, die riesigen Schiffe aufgrund von Sicherheits- und Umweltbedenken umzuleiten, ist nach der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Zwangspause erstmals wieder ein Kreuzfahrtschiff in Venedig eingelaufen.
Die "MSC Orchestra" kam am Donnerstagmorgen zunächst ohne Passagiere aus Griechenland und fuhr durch den Giudecca-Kanal am Markusplatz vorbei zum Kreuzfahrthafen von Venedig. Von dort soll das Schiff am Samstag mit rund 650 Passagieren zu einer Mittelmeer-Kreuzfahrt ablegen.
Die Kreuzfahrt-Urlauber müssen einen negativen Corona-Test vorzeigen, der nicht älter als 96 Stunden ist. Vor Ort sollen die Touristen dann einen weiteren Test machen, bevor sie an Bord gehen dürfen. Wegen der Corona-Maßnahmen darf das Schiff maximal die Hälfte seiner Kapazität von 3000 Passagieren ausreizen.
Während des zweitägigen Aufenthalts in Venedig bereitet das Personal das Schiff für die Fahrt vor. Nach dem Start in Venedig soll das Kreuzfahrtschiff von Bari im Süden Italiens über Korfu und Mykonos in Griechenland nach Dubrovnik in Kroatien fahren.
Prominente wie Mick Jagger protestieren
Doch nicht alle freuen sich über die Ankunft der "MSC Orchestra", die die Debatte um Kreuzfahrtschiffe in der Lagunenstadt neu entfacht hat. Am Samstag sind gleich zwei Demonstrationen geplant - für und gegen das Ankern der Schiffe in Venedig. Umweltschützer kritisieren unter anderem, dass die von den Schiffen verursachten hohen Wellen die Fundamente der Gebäude Venedigs erodieren lassen.

In dieser Woche forderten internationale Künstler wie Mick Jagger, Wes Anderson und Tilda Swinton in einem offenen Brief den italienischen Präsidenten Sergio Mattarella und den Premierminister Mario Draghi auf, Kreuzfahrtschiffe in Venedig vollständig zu verbieten.
In dem Brief forderten sie zudem eine bessere Steuerung der Touristenströme, den Schutz des Ökosystems der Lagune und den Kampf gegen Immobilienspekulation, um "die physische Integrität, aber auch kulturelle Identität" der Stadt zu bewahren.
Am 3. Juni 2019: MSC-Schiff kracht in Flussschiff
Auf den Tag genau vor zwei Jahren hatte die Besatzung des Schwesternschiffs, die "MSC Opera", beim Navigieren vor den Kaimauern von San Basilio die Kontrolle verloren und das Flusskreuzfahrtschiff "River Countess" gerammt.
Jedes größere Schiff, das am Markusplatz vorbei durch den Giudecca-Kanal fährt, muss von einem Schlepper vorn und hinten begleitet werden. Doch wegen einer "Fehlfunktion der Maschine" habe das Kreuzfahrtschiff an Fahrt eher noch zugelegt. Die Schlepper hatten bei dem Unglück vergeblich versucht, das Schiff abzubremsen.
Für das Wochenende hat die Bewegung "No Nav", die die Kreuzfahrtschiffe aus der Lagune verbannen will, auf Facebook weitere Proteste angekündigt.
Lesen Sie auch: