Der Charme Venedigs beruht für Besucher unter anderem darauf, dass die Stadt komplett autofrei ist. Doch Ruhe, Entspannung und Abgeschiedenheit lassen sich in der Hochsaison kaum finden. Gerade im Sommer quellen die Gassen über vor Menschen. Nur wer sich abends auf eine der einsamen Inseln in der Lagune flüchtet, kann abseits des Trubels übernachten.
Seit wenigen Wochen existiert ein solcher Rückzugsort: Das JW Marriott Venice, so der offizielle Name, mit seinem modernen Design entstand in den restaurierten Gebäuden auf einer Insel, die vor mehr als 150 Jahren mit dem Aushub entstand, als in der Lagune die Fahrrinnen für die Schiffe vertieft wurden. Ende des 18. Jahrhunderts wurde auf dem gut 500 mal 350 Meter großen Areal ein Krankenhaus errichtet, das für Patienten mit ansteckenden Krankheiten gedacht und später als Klinik bis 1979 in Betrieb war.
In den nächsten beiden Jahrzehnten verfiel die Anlage. Nach der Jahrtausendwende sollte auf dem Gelände eine Hotelanlage entstehen. Doch an dem Umbauprojekt waren dubiose Firmen beteiligt: Eine Woche vor Eröffnung meldete das Unternehmen Konkurs an. Aus war der Traum.
Erst im zweiten Anlauf gelang die Wiederbelebung der heruntergekommenen Insel - ohne die Mafia, sondern dank der Finanzierung einer deutschen Privatbank und der Marriott-Hotelkette als Betreibergesellschaft. Die Ausschreibung für den Masterplan und die Umsetzung gewann das Architekturbüro Matteo Thun, das eng mit dem Denkmalschutzamt von Venedig zusammenarbeitete. Innerhalb von vier Jahren entstand ein Luxushotel, das inzwischen nur wenige Wochen nach der Eröffnung auf eine Auslastung von 80 Prozent kommt.