322 Tage Sonne im Jahr. Trockenes prickelndes „Champagnerklima“. Seit über einem Jahrhundert ist St. Moritz das Winter-Refugium der Schönen und Reichen. Kein Skiort in der Welt steht so sehr für Glamour und Lifestyle im Schnee. Nicht Davos, Aspen oder Jasper. Wer etwas auf sich hält fährt nach wie vor in den Ort im Schweizer Engadin. Trotzdem ist St. Moritz derzeit im Wandel begriffen. Sicher, zwischen Weihnachten und Neujahr bestimmt der internationale Jet Set und die Jeunesse Dorée auch heute noch das winterliche Stadtbild. Aber außerhalb dieser Zeit zieht St. Moritz neuerdings neue Seiten auf und andere Menschen an. Dann steht wieder die eigentliche Stärke des Engadin im Vordergrund: sein sensationelles Skigebiet, das größte in der Schweiz.
Spätestens seit der FIS Alpinen Ski-Weltmeisterschaft in 2003 ist St. Moritz wieder als Skiort ins Rampenlicht gerückt. Liftanlagen, Seilbahnen und Pisten sind für diesen Anlass mit über eine Milliarde Schweizer Franken erneuert worden. Die genialen FIS-Abfahrten rund um Corvatsch, Corviglia und Piz Nair bieten heute jedem Skifahrer Pisten der Extraklasse. Und St. Moritz will den Trend fortsetzen, das zeigt die erneute Bewerbung für die Weltmeisterschaften in 2013.
Hardcore-Ski-Zirkus bis Windhundrennen
Rennen wie die "Völkl Volvo Challenge" zeigen die zukünftige Marschrichtung. 40 Ausnahmeathleten gehen an ihre Grenzen und zelebrieren Wintersport-Action pur. Elemente aus klassischem Rennlauf, Skicross und Freeride-Einlagen fordern den kompletten Skifahrer. "Tiefschnee, Piste, Sprünge und höllisch schnelle Kurse – hier gewinnt der mutigste und vielseitigste Rider", sagt Steve Vigneau, der Supersport Champion 2003. Von Mitte Dezember bis Mitte März werden weitere sportliche Hightlights geboten: Das Weihnachts-Ski-Springen und verschiedene Bob-Weltcup-Rennen repräsentieren ebenso den klassischen Sport im Schnee wie der Engadiner Skimarathon als finaler Höhepunkt der Wintersaison. Auf dem gefrorenen See werden liebgewonnene Klassiker wie der "Cartier Polo World Cup" ausgetragen, das Pferderennen "White Turf St. Moritz" oder das Windhundrennen "Gold Rush" begeistern das Publikum. "Chacun à son goût - jeder nach seinem Geschmack", lautet das Motto, das jeden Gast auf seine Kosten kommen lässt.
Geht nicht gibt's nicht in St. Moritz
Eine neue Offensive wurde auch im kulturellen Bereich gestartet. Das "Sun & Symphony Musiknachwuchsfestival" ist das jüngste Kind in der Familie der Musikfestivals in St. Moritz und hatte im letzten Winter Premiere. Weltberühmte Meisterinterpreten stellen jeweils zwei ihrer favorisierten Nachwuchstalente vor. Drei Tage lang gehört die Bühne den jungen Musikern. Der fulminante musikalische Saisonausklang ist das "Snow & Symphony Music Festival". Führende Orchester und Solisten konzertieren in den eleganten Sälen der Grandhotels, aber auch vor der fantastischen Kulisse der Engadiner Bergwelt auf dem Corvatsch – fast 3000 Meter über dem Meeresspiegel.
Reichlich Sterne für geniale Küchen
Ende Januar zieht das Gourmetfestival Feinschmecker aus aller Welt ins Engadin. Das Tal bringt es auf sechs Michelin-Sterne und auch der Gault Millau 2005 bürgt mit 380 Punkten für die Qualität der Küchen, so dass die Gäste nicht nur während des Festivals exzellent essen. In diesem Jahr werden erstmals ausschließlich Schweizer Köche St. Moritz in ein Mekka für Gourmets verwandeln. Dabei ist noch das letzte Jahr unvergessen, als sich die "Grandes Dames de la Haute Cuisine" die Ehre gaben. Dies war schon deshalb ein Novum, weil die hohe Kunst des Kochens lange als reine Männerdomäne galt. Auch 2006 wird das Angebot wieder abgerundet durch eine Vielzahl anderer Essens-Events, wie die "Olive Oil- und Whiskey Tastings" im The Carlton Hotel, die "Caviar & Vodka Tastings" im Badrutts´s Palace Hotel, das "Dîner des Champagne Perrier-Jouet" im Suvretta House oder die "Caviari & Sprüngli" Verköstigungen auf Corviglia.
Schon Hermann Hesse & Co. schöpften neue Kraft im Engadin
Trotz aller Neuerungen, fasziniert früher wie heute vor allem die Landschaft um St. Moritz. Denn auch, wenn aus dem besinnlichen Ruhepol von einst ein perfekter Skizirkus geworden ist, findet der Gast rund ums Engadin auch Hüttenromantik und winterlich-beschauliche Ruhe. Abseits von Moritz haben sich kleine Orte wie Celerina oder Zuoz ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Der Klassiker bleibt aber Sils Maria. Hier erholten und inspirierten sich schon literarische Größen wie Thomas Mann und Hermann Hesse. Auch der Philosoph Friedrich Nietzsche schätzte die Ruhe: "Das Engadin hat mich dem Leben wiedergegeben." Sils bietet alles, was von Schweizer Hotellerie erwartet werden darf, nur etwas stiller, etwas leiser. Eine Art Versteck für Understated People. Besonders schön: Das gesamte Skigebiet von St. Moritz ist von hier aus ganz leicht zu erreichen. Der Geheimtipp unter den Hotels findet sich jedoch in Celerina: das "Misani". Südländisches Ambiente kombiniert mit einer puristischen Note und klaren Formen. Bewusst als Drei-Sterne-Haus gehalten, bietet das Misani Fünf-Sterne-Qualität für einen Drei-Sterne-Preis. Geboten wird Lifestyle für ein aufgeschlossenes Publikum, unabhängig von Alter und Lebensstil. Im Bilderbuchort Zuoz eröffnete im letzten Winter mit dem "Castell" ein weiteres Designhotel. Der Trend zu Purismus in den Alpen scheint ungebrochen. Die besten Seiten des alten werden auch neuen St. Moritz bewahrt. Überall spürt man die Aura einer großen Vergangenheit und die Verbundenheit mit der Natur. Es war, ist und bleibt hoffentlich immer so, wie Thomas Mann es einst wahrnahm: "Dies Oberengadin ist der schönste Aufenthalt der Welt. Nicht leicht spreche ich von Glück, aber ich glaube beinahe, ich bin glücklich hier."