Dubai Glitzernde Perle am Persischen Golf

Sand und Sonne hatten die Länder im Südosten der Arabischen Halbinsel schon immer. In den 60er Jahren kam Erdöl dazu und damit der Zauberstab, ihre Welt neu zu erschaffen. Schillerndstes Beispiel: die Metropole Dubai.

Keine Fata Morgana: Da, wo gestern noch Sand den Boden bedeckte, spiegelt sich heute der Himmel in Teichen und Seen, überzieht grüner Rasen die Hügel, erheben sich Bauwerke von anspruchsvoller Architektur. Millionen von Litern Wasser fließen täglich aus den Meerwasserentsalzungsanlagen, verwandeln Sand in blühende Gärten und grüne Parks: die islamische Vorstellung vom Paradies.»Allah u akhbar - Allah ist groß«, tönt es aus der Stadt herüber zum Golfplatz, und Sekunden später fallen aus allen Himmelsrichtungen die Muezzins mit ihrem dumpfen, seltsam unmelodischen Sprechgesang ein. Seitdem das schwarze Gold sprudelt und der Handel blüht, prallen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Oman Gestern und Heute, Tradition und Moderne aufeinander.

Schwelgen im Luxus

Mittagessen im Seafood-Restaurant des Jachtclubs, einem Luxusdampfer nachempfunden, mit Blick auf die Skyline von Dubai: Von edler Schlichtheit ist die Umgebung, schwer wiegt die metallene Menükarte in der Hand. Geschäftsleute aus Japan und Europa im Maßanzug, ihre arabischen Geschäftspartner in der blütenweißen dishdasha. Am Nebentisch, in Begleitung ihrer Brüder, zwei Frauen vom Nachbaremirat Abu Dhabi, zum Shopping per Lufttaxi herübergeflogen. Aus ihren schwarzen Seidenenüberwürfen blitzen Cartier und Dior, die Designerboutiquen von Paris wie New York sind ihnen so wohlbekannt wie Verse aus dem Koran - doch ohne männliche Begleitung verlassen die Frauen selten ihr Haus.

Bilder der Vergangenheit

Ein bisschen reibt man sich schon die Augen, angesichts der atemraubend schnellen Entwicklung, die die Wüstenländer in den vergangenen Jahren durchlebt haben. Beispielsweise Dubai, das nur 4000 qkm große Scheichtum. In den Foyers der Hotels wie in den Museen sind sie noch zu betrachten, vergilbende Schwarzweißaufnahmen der Epoche vor dem Erdölboom: staubige Straßen, aus Korallenstein erbaute Windturmhäuser, Scheich Rashid bin Saeed Al Maktoum, wie er in einer hölzernen Abra, einem Wassertaxi, über den Dubai Creek fährt, auf einem Teppich in der Wüste sitzend und Tee trinkend, mit blitzenden Augen auf einem Kamel oder bei der Falkenjagd. 1958 wurde das Öl entdeckt. Die Welt hofierte den Beduinenherrscher, der die Ölmilliarden dazu verwandte, aus dem kleinen Handelshafen Dubai eine Weltstadt zu machen und den Einheimischen ein Leben ohne Not und Mühen zu bereiten. Straßen wurden gebaut, Krankenhäuser und Schulen errichtet ebenso wie prächtige, klimatisierte Häuser. Aus dem Westen importierte man Autos und Maschinen, Computer und Know-how. Ein buntes Völkergemisch aus allen Teilen der Erde siedelte sich an.

Alternativen zum Öl

Dubai ist das kosmopolitischste der sieben Scheichtümer, Abu Dhabi das größte und als ölreichstes auch das wohlhabendste der Emirate, das kleinere Sharjah setzt wegen geringerer Ölförderung auf Industrie, Dienstleistungen und zunehmend auch auf Touristen. Ajman, Umm al-Qaiwain, Ras al-Khaimah, Fujairah sind Namen, von denen in Europa kaum ein Mensch gehört hat, vier bisher nicht mit Öl bedachte Emirate, die traditionell und mühselig Landwirtschaft betreiben. Öl und Erdgas, Import- und Exportgeschäfte - seit den 70er Jahren durchleben die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman eine stürmische Entwicklung, die die Länder buchstäblich aus dem arabischen Mittelalter ins westliche 21. Jahrhundert befördert. Heute erwirtschaftet man mit Erdöl den größten Teil des Bruttosozialprodukts und finanziert die Schwerindustrie, die Trockendocks sowie den Bau von Raffinerien und Fabriken.

Offroad

Auf eigene Faust durch grandiose Wüstenlandschaften zu chauffieren ist angesichts der hervorragenden Straßen ein Kinderspiel; Vorsicht ist nur geboten vor den unkontrolliert die Seiten wechselnden Kamelen, weshalb das entsprechende Dreieck das wichtigste Verkehrsschild darstellt. Offroad, über Pisten und ausgetrocknete Wadis, führen organisierte Touren, hinein in eine Landschaft, die aus meterhohen, im Sonnenlicht gelb und rot changierenden Sanddünen besteht. Rub al-Khali, jene Wüste, die sich über die gesamte Breite der Arabischen Halbinsel erstreckt, zieht sich nach Abu Dhabi und Oman hinein.

Fortschritt ohne Grenzen

Schon lange sind Kultur und Religion in den VAE und in Oman, wie auf der gesamten Halbinsel, untrennbar miteinander verbunden. »Ein Mensch, der seine Vergangenheit nicht kennt, hat auch keine Zukunft«, appellierte Scheich Zayed, Staatsoberhaupt der VAE, bei einer seiner Audienzen an die Studenten - eine durchaus progressive Ansicht, wurden doch bis vor wenigen Jahren nahezu alle architektonischen Relikte der Vergangenheit dem Erdboden gleichgemacht: Generationen und Sandstürme überdauernde Lehmbauten, Windtürme, verzierte Holztüren, mit Schnitzereien statt mit Glas versehene Fenster, verwinkelte Einkaufsstraßen aus gestampftem Lehm - nur Fotos erinnern noch an das Arabien aus dem Märchen.

Großzügige Scheichs

Damals wie heute: Den Scheichdynastien gehört das Land und deshalb auch das Öl. An ihrem Reichtum lassen sie das Volk großzügig teilhaben. Jungen Eheleuten schenkt man Haus und Boden, Wasser und Strom, vergibt zinslose Kredite. Bildung, Ausbildung, Gesundheitsversorgung und Renten bezahlt der Staat: Hauptgrund für die politische Stabilität. Obwohl die so genannten »nationals«, Inhaber eines einheimischen Passes, keinerlei Möglichkeit der politischen Einflussnahme haben, sind sie im Allgemeinen dennoch zufrieden. Schließlich gehört ihr Lebensstandard heute zu den höchsten der Welt.

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