Ko Lanta Ein Paradies am Tag danach

Sie gehört zu den Trauminseln dieser Welt: Ko Lanta im Süden Thailands war ein Paradies für sonnenhungrige Urlauber. Am Morgen nach der Welle wissen viele Einheimische nicht, wie es weitergehen soll.

Die erste Welle war geradezu atemberaubend schön - noch war nicht klar, welche Zerstörung sie anrichten würde. Es war gegen 11.00 Uhr am Sonntagmorgen, als sie den Strand von Ko Lanta traf, einer Insel vor Südthailand, 60 Kilometer vom Urlauberzentrum Phuket entfernt. Am Morgen nach der Welle liegt das Meer genauso ruhig und warm wie 24 Stunden zuvor - nur badet diesmal niemand darin. Am Strand von Ko Lanta beginnen die Aufräumarbeiten. Die Besitzer von Strandrestaurants und Bungalowanlagen befreien das, was die Welle übrig gelassen hat, von angeschwemmtem Sand und Matsch. An vielen Stellen sind die meist einfachen Bambushütten komplett zusammengebrochen.

Die Besitzerin des Lanta River Sand Resort, die alle nur Piu nennen, hat bis auf zwei alle Hütten der vorderen Reihe am Strand verloren. Wasser und Strom funktionieren nicht. Die Nacht hat sie mit ihren Angestellten und einigen Gästen unter freiem Himmel verbracht, auf einem Hügel in sicherer Entfernung zum Meer. "Seit 34 Jahren lebe ich am Meer, aber so etwas habe ich noch nie erlebt." Wie es mit dem Resort weitergehen soll, weiß sie noch nicht. Bislang hatte sie nicht viel Zeit zum Nachdenken: Bis in die Nacht versorgte sie ihre Gäste auf dem Hügel mit Essen und Trinken. Das erste, was sie vor den Fluten rettete, war der Safe mit den Dokumenten der Gäste. Sie ist kein Einzelfall: Überall berichten Reisende von der Hilfsbereitschaft der Thailänder.

Angst vor Nachbeben wächst

Noch höher den Berg hinauf gleicht die abgelegene Bungalowsiedlung namens Lanta Hala Bala House einem Flüchtlingslager. Pierre und Sabine aus Tirol haben die Nacht auf dem Balkon eines bereits mit anderen Urlaubern belegten Zimmers verbracht. Sie wollen eine weitere Nacht oben bleiben. "Ich habe gehört, dass es bis zu 48 Stunden lang Nachbeben geben kann. Da bleibe ich lieber in Sicherheit", sagt Sabine.Weil viele es so machen, hat die Polizei auch noch keine genauen Vermisstenzahlen. Manche verstecken sich vielleicht in den Hügeln, andere wurden von Rettungsteams an andere Orte gebracht, sagt Prasit Maisinsen von der Provinzregierung, der sich vor Ort im einzigen Krankenhaus der Insel über die Lage informiert.

Dort hat sich die Lage am Montag beruhigt, nachdem direkt nach der Katastrophe das kleine Krankenhaus mit seinen drei Ärzten hoffnungslos überfüllt war. Die meisten Ausländer und alle Schwerverletzten wurden inzwischen per Hubschrauber nach Krabi ausgeflogen. Sieben Menschen konnten nicht gerettet werden, sagt Maisinsen, darunter zwei Urlauber aus Europa.

Alle wollen so schnell wie möglich nach Hause

Die Küstenstraße ist unterdessen passierbar, vorbei an zerschollenen Booten und demolierten Pickup-Trucks, die die Welle gegen eine Felswand geschmettert hat. Im touristischen Hauptort Ben Saladan drängen sich die Urlauber in den Reisebüros - alle wollen so schnell wie möglich die Insel verlassen. Noch ist allerdings unklar, wann der Fährbetrieb wieder aufgenommen wird. Ein Urlauber aus Darmstadt versucht verzweifelt, der Frau im Reisebüro klarzumachen, dass er keine Anzahlung leisten kann: "All my money is in the water." Überfüllt sind auch die wenigen Internetcafés, alle wollen daheim Nachricht geben. Der Preis für die Minute hat sich seit der Welle verdoppelt.

Mit Material von DPA

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