Lettland Zwischen Jugendstil und Moderne

Von den Holzhäusern auf dem Land bis zum Jugendstil in Riga reicht die Architekturpalette des Landes. Auch die Kolonisatoren des Deutschen Ordens haben Baudenkmäler hinterlassen.

Von den Holzhäusern auf dem Land bis zum Jugendstil in Riga reicht die Architekturpalette des Landes. Auch die Kolonisatoren des Deutschen Ordens haben Baudenkmäler hinterlassen. Den grünen Gegenpol bilden Naturparks wie jener im Urstromtal der Gauja, wo Lehrpfade die Wildnis erschließen.

Riga

Am Laima-Uhrturm vor dem Hotel de Rome treffen sich die Liebespaare, vor der litauischen Freiheitsstatue schräg gegenüber ziehen Soldaten zum Wachwechsel auf. Das prächtige Schwarzhäupterhaus, einer der historischen Versammlungsorte der Kaufmannschaft, erinnert an die jahrhundertelangen internationalen Handelsbeziehungen der Hansestadt. Der düstere Klotz des Okkupationsmuseums direkt daneben steht für die Jahrzehnte währende Annexion des Landes durch die Sowjetunion. Mühelos versöhnt Riga Brüche und Widersprüche, Geschichte und Gegenwart. Das historische Zentrum wurde 1997 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt, doch ist die Stadt alles andere als museal. In den Jugendstilbauten logieren internationale Firmen, in uralten Kellern haben sich noble Restaurants und Musikclubs eingenistet. Mit ihrem eisfreien Hafen, dem leistungsfähigen Flughafen und rund 760.000 Einwohnern ist die Düna-Metropole wie früher wieder zum Dreh- und Angelpunkt und zur heimlichen Hauptstadt des Baltikums geworden.

Jurmala

... und dann nichts wie raus zur Ostsee: 20 Kilometer sind es von der Hauptstadt nach Jurmala an der Rigaer Bucht, ein schon in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts international renommierter Kur- und Badeort mit 30 Kilometer langem Sandstrand. Strandläufer haben stets das Meer auf der einen und die mit aufwendigen Holzschnitzereien verzierte Bäderarchitektur früherer Zeiten auf der anderen Seite im Blick.

Cesis

Stößt man in Araisi auf die Wehrkultur der alten Letten, trifft man in Cesis (dem einstigen Wenden) auf die Gegenseite: Hier steht das bedeutendste und am besten erhaltene Beispiel einer Burg des Deutschen Ritterordens, der das gesamte Gebiet kolonialisierte. Fast alle Hauptgebäude der mit drei Türmen und drei Vorburgen gesicherten Anlage sind bis zu ihrer ursprünglichen Mauerhöhe erhalten. In der als Hauptkirche des Ordens entstandenen Johanniskirche aus dem 13. Jahrhundert befindet sich das Grab des Ordensmeisters Wolter von Plettenberg mit Bronzebüste.

Gauja-Nationalpark

Schilf rauscht, Wasser gluckst um dicke Pfähle: Mitten im Araisu-See des Gauja-Nationalparks liegt die über einen schmalen Steg erreichbare altlettgallische Siedlung Araisi aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Von ihren einst über 150 Blockhäusern wurden einige rekonstruiert. Der landschaftlich reizvolle Nationalpark liegt rund 50 Kilometer nordöstlich von Riga. Das über 90.000 Hektar umfassende Gebiet ist von zahlreichen Lehr- und Wanderpfaden durchzogen, umschließt aber auch idyllisch gelegene Dörfchen sowie die Städte Cesis und Sigulda. Besucherzentrum: Baznicas iela 3, Sigulda, Tel. 00371/797 13 45 (www.gnp.gov.lv).

Schloss Rundale

Jahrzehntelang wurde das Schloss in der südlettischen Landschaft Semgallen vernachlässigt. Die Parkanlagen waren kaum noch zu erkennen, die Einrichtungsgegenstände verschwunden, die Räume zweckentfremdet. Heute strahlen Farben und glänzt frisches Blattgold, wo einst der Putz bröckelte. Museumsdirektor Imants Lancmanis hat das nach französischem Vorbild angelegte größte Barock-Ensemble Lettlands aus dem Dornröschenschlaf erweckt. In dem Schloss, errichtet als Sommersitz für den Günstling der Zarin Anna Iwanowna und kurländischen Herzog Ernst Johann Biron, werden heute neben Tausenden von Touristen auch wieder gekrönte Häupter und andere Staatsgäste empfangen.

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