Der ICE-Verkehr der Deutschen Bahn bleibt noch mindestens bis Weihnachten gestört. Wegen der Sonderkontrollen der Achsen könnten derzeit etwa 40 ICE-T nicht eingesetzt werden, teilte Bahnchef Hartmut Mehdorn in Berlin mit. Bei der Ultraschall-Überprüfung der Züge gebe es einen Stau, der erst nach und nach abgebaut werden könne. Auf vier Hauptrouten des Fernverkehrs müssen sich die Fahrgäste deshalb weiterhin auf Einschränkungen einstellen.
"In den nächsten sechs Wochen werden wir keine große Marscherleichterung bekommen", klagte Mehdorn. "Wir hoffen, dass es noch vor Weihnachten klappt." 90 Prozent des Fernverkehrs laufe derzeit planmäßig.
Erneut Probleme mit einer Achse
Inzwischen gibt es einen neuen Materialfehler-Fall. Die Bahn hat in einer zweiten Achse eines ICE T einen millimetertiefen Riss entdeckt. Das habe eine Nachuntersuchung bestätigt, sagte ein Sprecher am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte zuvor bereits darüber informiert, dass bei einer Routineüberprüfung an der Antriebsachse eines Neigetechnik-ICE T eine "Auffälligkeit" entdeckt worden sei. Daraufhin wurde im Technikzentrum Kirchmöser geprüft, ob es sich um einen Riss handelte. Wegen eines Mitte Oktober entdeckten Risses an einer ersten ICE-T-Achse hatte die Bahn fast alle Züge dieses Typs aus dem Verkehr gezogen.
Am 9. Juli war ein ICE 3 in Köln bei niedrigem Tempo mit Achsbruch entgleist. Mitte Oktober fand sich ein millimetertiefer Riss in der Achse eines ICE T. In beiden Fällen ist die Ursache noch nicht geklärt. Das Eisenbahn-Bundesamt und die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung haben noch kein Gutachten vorgelegt.
Siemens droht Schadenersatzforderung
Die Bahn verlangt wegen der Vorfälle von Siemens als dem Konsortialführer der ICE-Hersteller eine verbindliche Festlegung, wie häufig die Achsen künftig kontrolliert werden müssen. Bei Inbetriebnahme der Züge galt ein Prüfintervall von 480.000 Kilometern. Nach den Achsproblemen verringerte die Bahn die Kilometerzahl bis zur nächsten Inspektion mehrmals.
Die Achsen des ICE T werden nun bis auf weiteres alle 30.000 Kilometer per Ultraschall überprüft. Dies habe die Bahn auf Empfehlung externer Sachverständiger so entschieden, sagte Mehdorn. Damit sei ein Risiko für die Fahrgäste ausgeschlossen. Die Bahn erwarte aber eine verbindliche Aussage der Hersteller. "Die sollen uns das möglichst schnell sagen", forderte der Bahn-Chef. Falls die ICE-Bauer das Wartungsintervall senken sollten, behalte sich die Bahn Schadenersatzforderungen vor.