Reiserecht Rekord bei Beschwerden von Flugpassagieren

Zweifel an der Sicherheit, lästige Verspätungen oder schlechter Service - die Freude am Fliegen kann das alles kräftig vermiesen. Doch immer mehr Passagiere setzen sich zur Wehr: Mit deutlich über 3.000 Eingaben beim Luftfahrtbundesamt (LBA) werden in diesem Jahr die Beschwerden einen Höchststand erreichen.

"Die Passagiere sind immer besser über ihre Rechte informiert und nehmen sie zunehmend wahr", sagte Cornelia Cramer, Sprecherin des Luftfahrtbundesamtes. Passagiere können sich seit 2005 wegen Überbuchungen, Annullierungen oder Verspätungen beim Luftfahrtbundesamt als Beschwerde- und Durchsetzungsstelle melden. Im ersten Jahr taten dies rund 1.600, im Jahr 2006 rund 2.100 und 2007 rund 3.100 verärgerte Fluggäste. Da in diesem Jahr bereits 2.730 Beschwerden eingegangen sind, erwarten die LBA-Experten einen neuen Höchststand.

In Hunderten von Fällen gab es bisher nach Eingreifen der Behörde Ausgleichszahlungen für betroffene Fluggäste. Allein zwischen Ende 2007 und Anfang 2008 wurden 25 Bußgeldverfahren gegen Airlines eingeleitet, weitere sind in Vorbereitung. Besonders Flug-Annullierungen sind laut der LBA-Statistik der mit Abstand wichtigste Beschwerdegrund (57 Prozent), es folgen Verspätungen (31 Prozent) und Klagen wegen Nicht-Beförderungen bei Überbuchungen (12 Prozent). Knapp die Hälfte der Beschwerden richtete sich zuletzt gegen europäische Luftfahrtunternehmen, 36 Prozent gegen deutsche Carrier.

Laut der Verbraucherpolitikerin Bärbel Höhn (Die Grünen) bekommen die Passagiere den Einsparungsdruck bei den Fluglinien erheblich zu spüren. "Die Folgen für den Kunden sind dann gestrichene Flüge, Überbuchungen oder mangelnder Service", sagte Höhn. Sie forderte die Fluglinien auf, sich ähnlich wie die Deutsche Bahn zur Zusammenarbeit mit der Schlichtungsstelle Mobilität bereitzuerklären.

"Passagiere sind hellhöriger und sensibler"

Beim Deutschen Flugangst-Zentrum überrascht die wachsende Beschwerden-Zahl nicht: "Die Fluggäste sind viel hellhöriger und sensibler geworden", sagt Leiter Marc-Roman Trautmann. Gerade seit dem Unglück von Madrid mit 154 Toten häuften sich die Anfragen. So wollten viele Passagiere wissen, ob es ein Recht auf Verlassen des Flugzeugs gebe.

Dass es sogar zu "ersten Meutereien" komme, wertet der Psychologe als Alarmzeichen: "Da müssen die Besatzung mit der größtmöglichen Sensibilität reagieren. Flugbegleiter müssen mehr wissen als wie der trockene Rotwein schmeckt. Und zu einem Gegeneinander von Passagieren und Crew darf es schon gleich gar nicht kommen." Mit dem wachsenden Kostendruck auf die Airlines will Trautmann die steigende Zahl von Beschwerden nicht in Verbindung bringen: "Das wäre ein falscher Zusammenhang", sagt er. Bei Wartungen oder Pilotenausbildung hätten die Airlines so gut wie keine Einsparmöglichkeiten.

AP

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