Im Vorjahr kam er gar nicht, diesmal so früh wie nie zuvor. Der neue Silberpfeil soll Weltmeister Michael Schumacher in der neuen Formel-1-Saison das Leben schwer machen und McLaren- Mercedes erstmals seit fünf Jahren wieder einen Titel sichern. Zumal Kimi Räikkönen beim letztjährigen Saisonfinale nur drei Punkte fehlten. "Wir waren zwei Mal Weltmeister, zwei Mal Vize, sind ein paar Mal knapp am Titel vorbeigeschrammt. Wir waren eigentlich immer bei der Musik dabei. Aber den kleinen Tick mehr, den hätte ich sicher als Verantwortlicher gern", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug in einem dpa-Gespräch in München.
Keine offizielle Präsentation
Die Vorbereitung des aktuellen Autos MP4/19 jedenfalls war rekordverdächtig lang - aber zunächst eher unfreiwillig. Das Vorjahres-Modell MP4/18, eigentlich der Wagen für die letztjährige Saison, kam wegen verschiedener Probleme nie in einem Grand Prix zum Einsatz. Es bildet nun die Basis für das diesjährige Fahrzeug, das deshalb ungewöhnlich früh zum Einsatz kam. "Wir sind schon recht viel gefahren. Wir hatten ja schon am 25. November das Roll out und die ersten Tests", berichtete Haug. Eine offizielle Präsentation mit großem Pomp gibt es nicht. "Wir wollten uns auf das Wesentliche konzentrieren."
Dass sich der Spott der Branche wegen des teuren und nie eingesetzten "Geister-McLaren" doch sehr in Grenzen hielt, dürfte daran gelegen haben, dass die Silbernen im "alten" Auto überraschend stark auftrumpften. "Den Makel aus dem Vorjahr sehe ich nicht mehr. Wären wir abgestürzt, wäre das sicherlich anders gewesen", so Haug. "Aber wir waren die einzigen, die die WM bis zum letzten Rennen offen gehalten haben. Das rechnen uns die Leute sehr hoch an." Die Sympathie- und Popularitätswerte seien höher denn je. "Höher als zu Zeiten, als wir Weltmeisterschaften gewonnen haben."
Haug: Alle Teams sind eng zusammen
Prognosen scheut Haug vor der am 7. März im australischen Melbourne beginnenden Saison, wie das auch die Konkurrenten bislang tun. "Eine Vorhersage zu machen, ist sicherlich der absolut falsche Weg." Der Mercedes-Mann ist aber überzeugt, dass das Konkurrenz-Aufkommen noch dichter wird und es auch Überraschungen geben kann. "BMW, Ferrari, Renault und wir sollten dabei sein." Dazu hat er Toyota, BAR und Sauber auf der Rechnung. "Deshalb denke ich, dass das Feld noch viel enger zusammenrückt, als das bisher der Fall war."
Räikkönen will "ein Wörtchen um den Titel" mitreden
Jungstar Kimi Räikkönen, der den Titel schon im Vorjahr in Griff- Weite hatte, schreckt die Aussicht auf die Konkurrenz sicher nicht. Selbstbewusst sagte er der Fachzeitschrift "motorsport aktuell" über sich: «Es wird mir 2004 leichter fallen, ein Wörtchen um den Titel mitzureden, weil ich nun weiß, wie das geht. Es sind 2003 so viele seltsame Dinge passiert, dass ich auf fast alles vorbereitet bin.»
Für Spekulationen hatte die ungewöhnlich frühe Wechsel-Bekanntgabe Juan Pablo Montoyas gesorgt. Der Kolumbianer kommt 2005 von Williams- BMW zur direkten Konkurrenz McLaren-Mercedes. Weichen muss dann David Coulthard. Aber in seinem letzten von neun McLaren-Jahren will der Schotte noch einmal alles geben. Haug: "Er will sich so gut wie möglich verkaufen. Und wer David unterschätzt, macht einen Fehler."