Ferrari-Pilot Felipe Massa wird sich buchstäblich in den Allerwertesten beißen. Wer die meisten Siege in der kommenden Saison 2009 einfährt, der wird Weltmeister. Das hat der Internationale Automobil-Weltverband (Fia) beschlossen. Für Massa, der im letzten Jahr mit sechs Siegen einen mehr einfuhr als der amtierende Weltmeister Lewis Hamilton, kommt der sensationelle Fia-Beschluss zu spät.
Für die weltweiten Formel-1-Fans nicht. Denn die dürfen sich in diesem Jahr auf die spannendste Saison seit Bestehen der Königsklasse freuen. Der Fia sei Dank. Sie hat mit ihren Beschlüssen der letzten Monate alles richtig gemacht.
Vorbei die Zeiten des Taktierens, ab sofort reicht es zumindest für die Spitzenteams nicht mehr, Material schonend und abwartend über die Strecken zu gondeln. Wer Weltmeister werden will, muss siegen und Vollgas geben. Da ist viel Risiko inbegriffen - und das ist für die Zuschauer attraktiv wie nie. Die Formel-1-Revolution funktioniert!
Gehobener sportlicher Wert
Mit ihrem "Sieg-Dekret" hebt die Fia zudem den sportlichen Wert des "Geschäftes" Formel 1. Jedes Rennen wird für die Piloten zum Neustart, vergangene Siege werden Geschichte sein, im Prinzip muss jedes Rennen gewonnen werden. Neues Spiel, neues Glück. So werden Team- und Taktikabsprachen nahezu vermieden. Der Begriff "Stallorder" ist nur noch wichtig, sollten Teamkollegen auf den beiden vorderen Rängen liegen.
Und noch etwas erhöht die Attraktivität der "neuen" Formel 1: Durch die vielen Regeländerungen in den Bereichen Aerodynamik, Reifen und Laufleistung der Motoren weiß keines der Teams, wo es derzeit steht und was die Konkurrenz momentan so treibt. Da fährt in den Tests ein neues Team wie Brawn GP (wer noch mal?) den Arrivierten um die Ohren und gilt bereits als siegfähig. Und das Weltmeister-Team McLaren-Mercedes zuckelt hinterher. Erst beim Qualfying in Melbourne werden die Karten auf dem Tisch gelegt. Für die Fans perfekt.
Rennfahren bedeutet Überholen
"Die Regeänderungen haben vor allem das Ziel, das Überholen zu erleichtern", sagte unlängst BMW-Rennboss Dr. Mario Theissen. Dann hat die Fia alles richtig gemacht. Denn Rennfahren bedeutet schließlich überholen, überholen, überholen. Und damit das auch wirklich klappt, gibt es zusätzlich noch "Kers" – das sind zusätzliche PS auf Knopfdruck. Die Formel 1 ein Videospiel mit "Boost"-Button?
Auch prima: Im übernächsten Jahr geht’s munter weiter. Kein Nachtanken während der Rennen, das bedeutet, die Fia bereitet den Teams weitere Schwierigkeiten. Und Schwierigkeiten bedeuten in der Formel auch immer gleich mehr Spannung. 2010 scheint also jetzt schon gerettet zu sein.