Wie geht es Schumacher aktuell?
Schumacher liegt nach wie vor im künstlichen Koma. Die Ärzte beschreiben seinen Zustand mit der Standardformel "kritisch, aber stabil". Seiner Managerin Sabine Kehm war bei ihrem letzten Auftritt vor der Presse am Mittwoch allerdings deutlich die Erleichterung anzumerken, als sie verkündete, dass dieser Zustand "für den Moment" eine gute Nachricht sei. Mit jedem Tag steigen Schumachers Überlebenschancen, aber die Lage kann sich jederzeit auch wieder verschlechtern.
Wie sind die Heilungschancen?
Die Ärzte wagen keine Prognose, welche Folgen das schwere Schädel-Hirn-Trauma haben wird oder ob Schumacher jemals wieder vollkommen gesund wird. Das entspricht der medizinischen Realität. Gerüchte darüber, dass die Ärzte mehr wüssten, als sie sagen, sind nicht ernst zu nehmen. Bei Verletzungen des Gehirns werden mögliche Folgeschäden erst in dem Moment des Aufwachens aus dem Koma erkennbar. Es kann dann noch Tage oder Wochen dauern, bis restlos Klarheit herrscht. Von der vollständigen Genesung bis zur Schwerstbehinderung ist alles denkbar.
Wie lange wird er im künstlichen Koma liegen?
Auch das lässt sich nicht sicher vorhersagen. Aufgrund der Schwere der Verletzungen ist davon auszugehen, dass Schumacher definitiv nicht in den nächsten Tagen aus dem Koma geholt wird. Der Regelfall sind vier bis zehn Tage, es kann aber auch mehrere Wochen andauern. Im schlimmsten Fall geht es in ein Wachkoma über.
Wer behandelt Schumacher?
Das Universitätsklinikum in Grenoble ist ein Zentrum für Schädel-Hirn-Traumata, in das im Jahr rund tausend lebensgefährlich verletzte Patienten eingeliefert werden. Leiter der neuro-chirurgischen Abteilung ist der 56-jährige Professor Jean-François Payen. Er war einer derjenigen, die die Akutbehandlung und den Rettungstransport neu organisierten, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Auch deshalb war Schumacher schon nach etwa anderthalb Stunden in der Klinik – ein entscheidender Faktor im Kampf ums Überleben. Neun von zehn Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma sterben in der Zeit vor der Einlieferung in eine Klinik.
Wird Schumacher bevorzugt behandelt?
Auf diese Frage antwortete Payen den Journalisten ziemlich wütend: "Wir behandeln hier jeden anderen Patienten genauso wie Michael Schumacher. Der einzige Unterschied sind Sie!"
Wie hat sich der Unfall zugetragen?
Über den genauen Unfallhergang herrscht weiter Unklarheit. Die Polizei in dem französischen Wintersportort Meribel hat Ermittlungen aufgenommen. Schumacher war am Sonntagmorgen mit Freunden, seinem 14-jährigen Sohn Mick und weiteren Kindern auf der Piste. Der Unfall ereignete sich außerhalb der markierten Pisten zwischen 10.50 und 11 Uhr. Warum Schumacher dort fuhr, ist nicht geklärt. Er soll mit seinen Ski gegen möglicherweise durch Neuschnee bedeckte Felsen geprallt und dann auf einen anderen Felsen gestürzt sein. Laut Managerin Kehm war seine Geschwindigkeit nicht hoch, weil er gerade angefahren sei. Der "Focus" hatte zunächst gemeldet, dass die Polizei von einer hohen Geschwindigkeit ausgehe.
Wie verlief der Rettungseinsatz?
Bereits nach vier, fünf Minuten waren Sanitäter am Unglücksort. Zu dem Zeitpunkt war Schumacher nach übereinstimmenden Berichten ansprechbar, aber verwirrt. Die Helfer forderten einen Helikopter an. Der "Bild-Zeitung" zufolge kam es auf dem Flug zu dramatischen Szenen, weil Schumacher kollabiert sei und künstlich beatmet werden musste – eine Folge der Hirnschwellung, die erst mit Verzögerung einsetzt. Er wurde zunächst ins Provinzkrankenhaus Albertville-Moutiers geflogen, von dort aber schnell ins Universitätsklinikum nach Grenoble verlegt. Zwischen 10.50 und 11 Uhr hatte sich das Unglück zugetragen. Um 12:40 Uhr wurde Schumacher in Grenoble eingeliefert. Dort wurde er sofort operiert und in ein künstliches Koma versetzt. Zwei Tage später folgte eine zweite Operation, bei der ein Hämatom entfernt wurde.
Wer darf zu Schumacher?
Seine Familie: Frau Corinna, die Kinder Gina-Maria (16) und Mick (14), Bruder Ralf und Vater Rolf (seine Mutter Elisabeth ist 2003 gestorben), außerdem engste Freunde wie Fia-Chef Jean Todt, der zu Schumachers aktiven Zeiten Ferrari-Chef war. Zudem Ross Brawn, der bei allen sieben WM-Titeln Schumachers technischer Direktor bei Benetton und bei Ferrari war, sowie die Ärzte Johannes Pfeil und Gérad Saillant, die frühere Verletzungen des Rennfahrers behandelt haben, und seine Managerin Sabine Kehm.
Wer ist Sabine Kehm?
Unzählige Journalisten berichten aus Grenoble. Die Frau, die neben den Ärzten die Öffentlichkeit mit zurückhaltenden Informationen versorgt, ist Sabine Kehm. Seit 2010 ist sie Schumachers Managerin, vorher organisierte sie die Pressearbeit. Kehm kennt den Formel-1-Star wie nur wenige und ist eine Freundin der Familie. Die ehemalige Sportjournalistin gilt als gewiefte Managerin, der Schumacher hundertprozentig vertraut.
Wie reagiert die Sportwelt?
Die Anteilnahme ist überwältigend. Die ganze Formel 1, zahlreiche andere Sportler und Prominente zeigten sich geschockt von Schumachers schwerem Unfall und sendeten Genesungswünsche. Auch ehemalige Konkurrenten gaben sehr persönliche Erklärungen ab, wie etwa David Coulthard, mit dem sich Schumacher früher verbissene Duelle auf der Rennstrecke gelieferte hatte. In Indien wurde wegen der Unfallnachricht das TV-Programm unterbrochen, die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua wünschte ihm "gute Besserung". Schumacher ist ein wahrer Weltstar.