Sebastian Vettel hört zum Saisonende als Formel-1-Pilot auf. Er begründet seinen Schritt mit dem Bedürfnis nach mehr Zeit mit der Familie – und kritisiert die Motorsport-Königsklasse.
Sebastian Vettel beendet zum Ende der Saison nach 16 Jahren in der Königsklasse seine Formel-1-Karriere. Diesen Schritt gab der 35-jährige vierfache Weltmeister am Donnerstag in einem Video auf seinem Instagram-Account bekannt (der stern berichtete). Die rund vierminütige Erklärung Sebastian Vettels im Wortlaut:
Sebastian Vettels Erklärung im Wortlaut
"Ich werde meine Zeit in der Formel 1 am Ende des Jahres beenden. Ich sollte an dieser Stelle vielleicht die Leute aufzählen, welche mir auf meinem Weg geholfen haben. Aber ich finde es wichtiger, die Gründe meiner Entscheidung zu erklären.
Ich liebe diesen Sport. Er war im Zentrum meines Lebens, seit ich denken kann. Aber es gibt mein Leben auf der Strecke und mein Leben neben der Strecke. Rennfahrer zu sein, war nie meine einzige Identität. Meine Definition von Identität ist vielmehr, wer wir sind und wie wir andere behandeln, als nur was wir tun.
Nach überraschendem Rücktritt: Sebastian Vettels bewegte Karriere in Bildern
Der damalige BMW-Sauber-Testpilot Sebastian Vettel posiert im August 2006 für Fotografen, am 17. Juni 2007 feiert der Hesse sein Formel-1-Debüt und fährt als Ersatzpilot für Robert Kubica mit Platz 8 in Indianapolis seine ersten WM-Punkte ein
Wer bin ich? Ich bin Sebastian, Vater von drei Kindern und Mann einer wundervollen Frau. Ich bin neugierig und lasse mich leicht von Leuten mit Leidenschaft oder Können faszinieren. Ich bin besessen von Perfektion. Ich bin tolerant und denke, wir alle haben das gleiche Recht zu leben – egal wo wir herkommen, wie wir aussehen und wen wir lieben.
Ich liebe das Gefühl, draußen zu sein. Ich mag die Natur und ihre Wunder. Ich bin stur und ungeduldig. Ich kann sehr nervig sein. Ich bringe Menschen gerne zum Lachen. Ich mag Schokolade. Meine Lieblingsfarbe ist Blau. Ich glaube an Veränderungen und Fortschritt und daran, dass Kleinigkeiten einen Unterschied machen. Ich bin Optimist und glaube, dass Menschen gut sind.
Neben dem Rennsport habe ich eine Familie und schätze die gemeinsame Zeit. Weiter habe ich viele andere Interessen. Meine Leidenschaft für die Formel 1 geht einher mit einem hohen Zeitaufwand. Zeit, die ich mit meiner Familie verbringen möchte. Die Energie, die es braucht, um sowohl mit dem Auto als auch dem Team eins zu werden, erfordert Konzentration und Anstrengung. Mich der Formel 1 so zu widmen, wie ich es in der Vergangenheit getan habe, wie ich es für richtig halte, und ein guter Vater und Ehemann zu sein, passen für mich nicht mehr zusammen.
Meine Ziele haben sich verändert: Weg von Rennsiegen und um Meisterschaften zu kämpfen, hin zu meinen Kindern. Ich möchte sie aufwachsen sehen, ihnen meine Werte weitergeben, ihnen zuhören und mich nicht mehr verabschieden müssen. Ich möchte von ihnen lernen und mich von ihnen inspirieren lassen. Kinder sind unsere Zukunft. Es gibt so viel zu entdecken und zu lernen – über das Leben und über mich selbst.
Was heißt Zukunft? Wir leben in einer sich stark verändernden Welt. Wie wir alle die nächsten Jahre gestalten, wird unser zukünftiges Leben bestimmen.
Formel-1-Fahrer zu sein, bringt Dinge mit sich, die mir nicht mehr gefallen. Vielleicht werden diese irgendwann gelöst. Aber der Wille, diese Veränderungen umzusetzen, muss viel stärker werden und schon heute zum Handeln führen. Reden reicht nicht mehr aus und wir können uns nicht leisten zu warten. Es gibt keine Alternative – das Rennen hat bereits begonnen.
Mein bestes Rennen liegt noch vor mir. Ich glaube an das Morgen. Zeit verläuft in eine Richtung und ich möchte mit der Zeit gehen. Wenn man zurückblickt, wird man eh nur langsamer. Ich freue mich auf das Unbekannte und neue Herausforderungen.
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Die Spuren, die ich auf der Strecke hinterlassen habe, werden bleiben, bis Zeit und Regen sie wegspülen. Neue Spuren werden folgen. Das Morgen gehört denen, die das Heute gestalten. Die nächste Kurve ist in guten Händen, denn die neue Generation hat bereits eingelenkt. Ich glaube, es gibt immer ein Rennen zu gewinnen.
Lebt wohl und danke, dass ich die Strecke mit euch teilen durfte. Ich habe jeden Meter davon geliebt."