EM-Tagebuch, Tag 5 Neid auf Dellings Massagebett

Von Klaus Bellstedt
Mehr Pech geht nicht! Unser EM-Reporter muss das Hotel wechseln und landet für eine Nacht in einer Folterkammer. Erschwerend hinzu kommt der Neid auf Gerhard Delling. Der Rest ist Übelkeit.

Jetzt verrate ich Ihnen mal was, auch wenn es Sie überhaupt nicht interessiert. Gestern musste ich für eine Nacht mein geliebtes kleines 3-Sterne-Hotel wechseln. Das Mädchen an der Rezeption hatte leider etwas mit der Reservierung durcheinander gebracht. Kann aber auch sein, dass ich sie mit meinen permanenten Reiseplanänderungen durcheinander gebracht hatte. Wie dem auch sei. Die Österreicher sind ja (meistens) sehr gastfreundlich und so versprach man mir, mich zum selben Preis im 4-Sterne-Haus in der Nachbarschaft unterzubringen. Wobei man wissen muss, dass die Besitzer der beiden Gasthäuser Brüder sind. Guter Deal, dachte ich, und nahm das Angebot dankend an. Ich dachte übrigens auch schon an die XL-Wanne, den überdimensionalen Flachbildschirm und das King-Size-Bett.

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Das hätte ich nicht tun sollen. Schon bei der Begrüßung im High-End-Hotel wurde ich stutzig. "Herzlich Willkommen bei uns, Herr Bellstedt. Wir haben für sie das 'Chauffeur'-Zimmer reserviert." Warum "Chauffeur-Zimmer"? Ich bin doch kein Kutscher. Nee nee, ich machte mir Mut. Die benennen ihre Zimmer in dieser Nobel-Butze wahrscheinlich alle anders. Chauffeur-Zimmer, Madame-Zimmer, Monsieur-Zimmer. Hat sicher nichts zu sagen. Hat es aber doch. Das Chauffeur-Zimmer im Hotel xxx in Anif bei Salzburg ist das kleinste Hotelzimmer auf der Welt. Man tritt ein und steht in der Dusche, man geht aus der Dusche und liegt im Bett. Das Bett misst 80 Zentimeter in der Breite und 1 Meter 60 in der Länge (ich messe 1,85m, wie gesagt, nur falls Sie es wissen möchten), man fällt aus dem Bett und landet unter dem Waschbecken.

<Eine der härtesten Nächte meines Lebens

Lange Rede, bla bla bla: Es war mit eine der härtesten Nächte meines Lebens. Nettoschlafzeit 1 Stunde, auch weil das Zimmer nach vorne zur Straße herausgeht. Und das ist nicht irgendeine verschlafene Allee, sondern Österreichs berühmteste Landstraße, die Alpenstraße.

Halleluja, für all das sollte am nächsten morgen das Frühstücksbuffet büßen. Ich schaufelte mir also das Rührei auf den Teller, dass es nur so krachte. Rauf mit dem Speck, Müsli vorneweg und drei Schokocroissants für den Weg. Und dann schlug ich die heimische Zeitung auf, blätterte und starrte auf ein riesiges Foto von Günter Netzer und Gerhard Delling. Mit folgender Bildunterschrift: "Delling und Netzer, das unvergleichliche Fußballpaar des deutschen Fernsehens, meldete sich am Dienstag live aus der Lounge über dem Salzburger Residenzplatz. Die beiden trafen getrennt ein, wechselten in der Vorbereitungszeit kein Wort miteinander und legten um Punkt 16.30 Uhr in der ARD mit gewohnt geschliffenen Worten los. Beim Catering blieben die TV-Stars bescheiden. Für das Duo standen Massagebetten bereit." An dieser Stelle fiel mir das Rührei aus dem Gesicht. Ja, ich war so unfassbar neidisch auf dieses Massagebett. Und ja, mir war ein bisschen übel, weil sich vor meinem geistigen Auge gerade folgende Szene abspielte: Delling und Netzer nebeneinander und leicht bekleidet auf einem Massagebett. Ich hoffe, Sie verstehen meine Übelkeit.

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