Die Auftritte der deutschen Nationalmannschaft bei der EM gegen Portugal und die Niederlande waren nicht nur erfolgreich, sie haben auch Eindruck bei den Konkurrenten und der internationalen Presse hinterlassen. Taktische Disziplin gepaart mit spielerischer Klasse und einer bisher unerwartet stabilen Defensive zeichnen das Spiel der DFB-Auswahl aus.
Was vielen Experten Respekt abnötigt, stößt bei Toni Kroos nur bedingt auf Gegenliebe. Der Mittelfeldspieler ist ein wenig der Leidtragende der guten Leistungen seiner Kollegen, denn Kroos hat seinen Stammplatz in der Elf von Bundestrainer Joachim Löw verloren, den er zuletzt auch wegen des häufigen Fehlens von Bastian Schweinsteiger oder Sami Khedira stets hatte. Zwei Einwechslungen in der 87. und 81. Minute sind nicht das, was Kroos sich vorgestellt hatte, und der Frust darüber wurde nun in einem Interview mit tz-online öffentlich.
Kroos kritisiert das deutsche Spiel
"Befriedigend ist das alles nicht. Gerade nach der Saison, die ich gespielt habe, ist es doch logisch, dass ich spielen will. Wir haben jetzt zweimal geführt, ich sehe es jetzt nicht ganz so, dass wir überragenden Fußball spielen. Sieht das für Sie so aus?" erklärte er dort.
Auf Nachfrage, ob denn nicht zumindest die erste Halbzeit gegen die Niederlande gut gewesen wäre antwortete Kroos: "Nun gut, da sind wir dann etwas anderer Meinung. Ich finde, da geht noch immer was nach oben. Aber gut, wir haben geführt und lagen nicht zurück, der Bundestrainer war also nicht gezwungen, neuen Schwung reinzubringen."
Kroos wirbt in eigener Sache
Der Erfolg gab Bundestrainer Löw bisher recht, nicht nur bei der Auswahl seiner ersten Elf, sondern auch bei seinen Einwechselspieler. In beiden Partien brachte er Toni Kroos, Miroslav Klose und Lars Bender und zwar jeweils erst nach der 70. Minute. sportal.de diskutierte bereits gestern darüber, ob Löw nicht auch anders hätte wechseln können. Dabei ging es aber vor allem um sportliche Aspekte und nicht darum, möglicherweise unzufriedene Bankspieler bei Laune zu halten.
Ein Empfehlungsschreiben in eigener Sache übermittelte Kroos verbal in dem tz-Interview aber auch noch. "Der Bundestrainer weiß ja, was er an mir hat. Er hat die letzte Saison auch verfolgt, weiß, dass ich sehr gut gespielt habe. Die letzten Länderspiele waren gut, und das weiß er. Und er weiß, dass er mich jederzeit bringen kann. Auch von Beginn an! Ohne Probleme!", versicherte er.
Baut Löw gegen Dänemark um?
Ob Joachim Löw darauf im Spiel gegen Dänemark eingeht, wird sich zeigen. Die Abwehr muss er aufgrund der Sperre von Jerome Boateng auf jeden Fall umbauen, ob er zusätzlich noch das Mittelfeld neu sortiert, erscheint eher fraglich. Denn trotz der guten Ausgangsposition ist der Einzug in das Viertelfinale noch nicht gesichert, dazu bedarf es zumindest noch einen Punkt gegen die Skandinavier.
Es ist also nicht an der Zeit Kräfte zu schonen oder zu experimentieren. Zudem reagiert der Bundestrainer gerne allergisch auf Störsignale von außen, wie man beim nächtlichen Ausflug von Jerome Boateng merken konnte. Ob sich Toni Kroos vor diesem Hintergrund mit seinem Interview einen Gefallen getan hat, können nur die nächsten Spiele zeigen.