EURO 2004 Italien enttäuscht auf ganzer Linie

In der Gluthitze von Guimarães kamen die hoch eingeschätzten Italiener über ein 0:0 gegen kampfstarke Dänen nicht hinaus. Nur in wenigen Szenen blitzte das spielerische Potenzial von Totti &Co. auf.

EM-Mitfavorit Italien ist im ersten Spiel der Gruppe C gegen Dänemark am Montag nicht über eine enttäuschende "Nullnummer" hinaus gekommen. Bei brütender Hitze spielte die Mannschaft von Trainer Giovanni Trapattoni vor 19 995 Zuschauern in Guimarães mit angezogener Handbremse und verschenkte gegen den kampfstarken Europameister von 1992 zwei wertvolle Punkte. Bester Mann bei den Dänen war Torhüter Thomas Sörensen.

Stimmen zum Spiel

Morten Olsen (Nationaltrainer Dänemark): "Wir sind mit dem einen Punkt zufrieden. Wir hatten viele Chancen in der ersten Halbzeit, in der zweiten Halbzeit haben die Italiener das Spiel kontrolliert. Physisch waren wir besser. Wir haben gezeigt, dass Skandinavier, die sehr viel weiter nördlich wohnen als die Italiener, auch bei 33 Grad spielen können."

Giovanni Trapattoni (Nationaltrainer Italien):

"Wenigstens haben wir uns mit der Realität bei einer Europameisterschaft vertraut gemacht. Das Unentschieden ist ein gerechtes Ergebnis. In der ersten Halbzeit waren wir zu langsam, es herrschte fast Stillstand in unserem Spiel, wir waren überhaupt nicht auf dem Platz. In der zweiten Halbzeit waren wir individuell und mannschaftlich besser. Wir hätten gewinnen können, aber Dänemark hat es nicht verdient, gegen uns zu verlieren."

Beide Mannschaften litten unter der großen Hitze von mehr als 30 Grad im Norden Portugals. Italiens Kapitän Fabio Cannavaro hatte sich sogar eine Glatze rasieren lassen. Die Einschätzung von Teamkollegen Alessandro del Piero, die Dänen würden mehr unter den Temperaturen leiden, wurde nach Spielbeginn widerlegt.

Italien findet kein Mittel gegen Disziplinierte Dänen

Die Dänen klebten wegen der großen Hitze vor dem Spiel zwar die Plexiglas-Rückseite der Trainerbank ab. Doch auf dem Rasen gab die von Trainer Morten Olsen taktisch klug eingestellte Mannschaft Gas und ließ das Star-Ensemble der "Squadra Azzurra" dank großen läuferischen Einsatzes und angefeuert von etwa 7000 mitgereisten Fans nicht zur Entfaltung kommen. Kapitän Rene Henriksen organisierte die Abwehr vorbildlich, der Schalker Christian Poulsen verrichtete im defensiven Mittelfeld Schwerstarbeit.

Die Dänen, die unter Olsen erst 5 Niederlagen in 42 Spielen kassiert haben, begnügten sich nicht damit, das schwerfällige Spiel des Favoriten zu zerstören. Jon Dahl Tomasson, der für den AC Mailand stürmt, und Martin Jörgensen von Udinese Calcio, die wie drei weitere Dänen im EM-Kader über reichlich Serie-A-Erfahrung verfügen, brachten Juve-Torwart Gianluigi Buffon in größte Gefahr (33., 45.).

Nur wenig spielerische Höhepunkte

Die Italiener mit ihrem "Wundersturm" erwachten - abgesehen von einem 30-m-Freistoß von Francesco Totti (12.) - nur einmal aus ihrer Lethargie. Kurz vor der Pause prüften Del Piero nach Vorlage von Christian Vieri und Totti aus Nahdistanz Sörensen im Tor der Dänen, der beide Male reaktionsschnell parierte (44.).

Die Dänen sprühten vor Energie und scheuten die Hitze nicht. Nach der Pause kamen sie zwei Minuten zu früh aus der Kabine und spielten sich demonstrativ die Bälle zu, während sie auf die "Azzurri" warteten. Die Italiener taten nach Wiederanpfiff zwar etwas mehr für das Spiel, doch mit Vieris Kopfball, den Sörensen über die Querlatte lenkte (57.), und Tottis Freistoß (78.) hatten sie ihr Pulver auch schon verschossen. Auch auf der Gegenseite stand der Torhüter im Blickpunkt. Buffon wehrte gegen Tomasson und Dennis Rommedahl (75.) die beiden besten Chancen der Dänen in der zweiten Halbzeit ab.

DPA
Bernhard Krieger, DPA

PRODUKTE & TIPPS