WM 2010 - Gruppe E "Danish Dynamite" schießt Kamerun raus

Trauer in Afrika: Kamerun ist die erste Mannschaft, die bei der WM in Südafrika keine Chance mehr aufs Achtelfinale hat. Dabei sah es gegen Dänemark nach einem Treffer von Eto'o zunächst gut aus. Doch dann drehte Dänemark auf.

Aus und vorbei für Kamerun: Ausgerechnet ein afrikanisches Team hat bei der WM-Premiere auf dem heimischem Kontinent als erste Mannschaft keine Chance mehr auf das Achtelfinale. Dagegen darf Dänemark nach dem 2:1 (1:1)-Sieg über die "Unzähmbaren Löwen" auf den Einzug in die Runde der letzten 16 in Südafrika hoffen. Vor rund 40 000 Zuschauern hatte Kameruns Topstar Samuel Eto’o (10. Minute) sein Team am Samstag in Pretoria in Führung gebracht, Nicklas Bendtner (33.) und Dennis Rommedahl (61.) wendeten das Blatt zugunsten des Europameisters von 1992. Dank des dänischen Erfolgs in einer unterhaltsamen Partie mit vielen Fehlern stehen die Niederlande als erster Achtelfinal-Teilnehmer der WM fest.

Um das zweite Ticket gibt es am kommenden Donnerstag einen direkten Showdown zwischen Japan und "Danish Dynamite". Da die Asiaten derzeit dank des besseren Torverhältnisses vor dem Team von Morten Olsen liegen, müssen die Dänen die letzte Partie unbedingt gewinnen, um ins Achtelfinale einzuziehen.

Ein (Mini-)Aufstand im Team der Kameruner vor der Partie zeigte Wirkung: Trainer Paul le Guen stellte seine Mannschaft nach dem 0:1 gegen Japan um. Die unerfahrenen Bundesliga-Spieler Eric Maxim Chuopo-Moting (21) und Joel Matip (18) sowie Jean Makoun mussten weichen, für sie kamen Achille Emana, Geremi und Alexandre Song rein. Sturmdiva Eto’o durfte nach einer müden Flügel-Vorstellung zum Auftakt in die Mitte.

Riesenchancen auf beiden Seiten

In seiner Paraderolle strafte der 29-Jährige seine Kritiker Lügen. Immer wieder suchten die Mitspieler schon in der Anfangsphase ihren Anführer. Doch erst ein katastrophaler Fehler in Dänemarks Abwehr bereitete den Weg zur Führung. Der frühere Schalker Christian Poulsen passte den Ball ohne Not direkt in die Füße von Pierre Webó, dessen Vorlage schob Eto’o eiskalt ein.

Nach dem Rückschlag blieben die Dänen zunächst gedanklich und körperlich schwerfällig. Bis auf einen Schuss von Rommedahl (7.) enttäuschten die Skandinavier in der ersten halben Stunde auf ganzer Linie. Ein langer Pass von Simon Kjaer erwischte jedoch die komplette Kameruner Deckung auf dem falschen Fuß. Rommedahl legte glänzend quer, der 1,94 Meter lange Bendtner grätschte den Ball ins Tor (33.).

Bis zur Pause ging es begünstigt von zahlreichen Abspielpannen unterhaltsam weiter. Erst patzte Song, machte dies aber mit einer Rettungstat gegen Jon Dahl Tomasson (42.), der für den Wolfsburger Thomas Kahlenberg ins Team gerückt war, wieder gut. Auf der Gegenseite traf Eto’o nach erneuter Nachlässigkeit der Dänen aus 13 Metern nur den Pfosten. Eine Minute später ließ Emana alle Verteidiger stehen, versuchte aber vergebens, Keeper Thomas Sörensen per Lupfer zu bezwingen.

Kamerun verpasst den zweiten Treffer

Auch die zweite Halbzeit begann schwungvoll. Sörensen lenkte wenige Sekunden nach Wiederanpfiff einen Kopfball von Verteidiger Stephane Mbia über die Latte. Die Dänen präsentierten sich effektiver: Auf der rechten Seite setzte sich Rommedahl mit schnellem Antritt gegen den eingewechselten Makoun durch und schlenzte den Ball vom rechten Fünfereck mit links ins lange Eck.

Fünf Minuten nach dem 1:2 hätte Makoun von Olympique Lyon seinen Fehler wiedergutmachen und für den schnellen Ausgleich sorgen können. Er zielte jedoch freistehend einige Meter zu hoch. Die Dänen zogen sich zurück, blieben aber durch Konter gefährlich. Tomasson vergab die Riesenchance zur Vorentscheidung (71.), als er frei vor dem Tor am afrikanischen Keeper Souleymanou Hamidou scheiterte. Auch eine starke Schlussoffensive reichte Kamerun nicht mehr zum Remis. Die beste Möglichkeit vereitelte Sörensen gegen den Schuss von Emana (77.).

"Das ist eine große Enttäuschung, für uns und die ganze Nation. Wir haben unser Bestes gegeben, aber wir waren einfach zu schwach vor dem Tor", sagte Kameruns Nationaltrainer Paul Le Guen. Dennoch zeigte er sich trotzig: "Ich werde jetzt aber nicht zurücktreten." Dänemarks Coach Morten Olsen kann das "Endspiel" gegen Japan dagegen kaum noch erwarten: "Jetzt sind wir bei der WM drin. Jetzt geht es erst richtig los", sagte der ehemalige Bundesliga-Trainer vom 1.FC Köln.

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DPA/SID/feh

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