Während die Bundesliga-Kicker in der Vorbereitung auf die neue Saison ordentlich ins Schwitzen kommen, halten sich ihre Trainer in Sachen Fitness doch eher zurück. Schade eigentlich, denn so mancher Coach schleppt doch das eine oder andere Speckröllchen mit sich herum. Die Herren Fußball-Lehrer lassen lieber die Mannschaft nach ihrer Pfeife tanzen.
Die Hosen müssen passen
Klaus Augenthaler vom 1. FC Nürnberg trainiert »nur das eine oder andere Mal«, obwohl der Ex-Weltmeister gesteht: »Wenn ich nichts mache, habe ich schnell Übergewicht. Ich versuche es, so im Rahmen zu halten, dass zumindest die Hosen passen«. Der 43-jährige spielt deshalb Tennis, fährt Ski und passt bei der Ernährung auf: »Ich versuche, nicht zu viel Weißbier zu trinken«.
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Die Frage nach seinem Gewicht bringt vor allem HSV-Coach Frank Pagelsdorf immer noch in Verlegenheit. Der Ex-Profi hat zwar etwas abgespeckt, aber der Bauch ist noch lange nicht weg. »Ich habe Pfunde verloren, wie viel möchte ich nicht sagen«. Sein derzeitiges Kampfgewicht verdankt Pagelsdorf den Problemen der vergangenen Saison, die er richtiggehend in sich hineingefressen hat. Seine körperliche Trainingsarbeit beschränkt sich auf Ball jonglieren, »denn wenn ich mitspielen würde, hätte die Mannschaft einen deutlichen Nachteil«.
Mit den Spielern schwitzen
Auch Leverkusens neuer Coach Klaus Toppmöller hat ein paar Kilo zugelegt, seit er mit dem Rauchen aufgehört hat und hat sich deshalb vorgenommen, »hin und wieder« mit seinen Spielern zu schwitzen. Die Definition von »hin und wieder« lieferte Toppi allerdings nicht mit.
Im Gegensatz zu Pagelsdorf und Toppmöller ist Wolfsburgs Wolfgang Wolf beinahe ein Vorzeige-Athlet und sein »Kampfgewicht« aus aktiven Zeiten weitgehend gehalten. »Am Anfang habe ich häufiger mittrainiert. Ich mache jetzt höchstens zwei Mal pro Woche mit, sonst hat man nicht genug Ruhe, um zu beobachten und das Training zu leiten«. Der 42-Jährige läuft auch regelmäßig mit den angeschlagenen Spielern: »Wenn man Profi war, braucht das der Körper.«
Konditions-Defizite
Der heutige Hertha- Coach Jürgen Röber schnürte zu seinen Zeiten beim VfB Stuttgart sogar manchmal mitten in der Nacht die Joggingschuhe, wenn ihn die Anspannung nicht schlafen ließ. Fit wie ein Turnschuh ist auch Friedhelm Funkel. »Ich halte mein Kampfgewicht nun schon seit 30 Jahren«, berichtet Rostocks Coach stolz. Zum Trainingsauftakt lief er gleich mal vorne weg. Felix Magath hat sogar schon mal beim Hamburg-Marathon mitgemacht, zuletzt lief »Quälix« aber nur samstags vor einem Bundesliga-Spiel und sonntags mit der Mannschaft. Deshalb ist er mit seiner momentanen Kondition nicht ganz zufrieden und ist ganz froh, dass er momentan kein Spieler ist: »Ich hätte Verständnis für den Trainer, wenn er mich laufen ließe«.
Auf den ersten Blick für faul könnte man Dortmunds Matthias Sammer halten. Er geht nicht mal mit der Mannschaft joggen. Das liegt aber nicht daran, dass er dazu keine Lust hat: »Mein mehrfach operiertes Knie würde dieser Belastung nicht mehr Stand halten«, muss er zähneknirschend hinnehmen. Trotzdem sei er »fit genug. Wenn ich die Zeit habe, fahre ich Rad, schwimme gerne und mache Krafttraining«.
Masse und Schusskraft
Andreas Brehme hat seit seinem Karriereende fünf Kilo zugelegt und diese Masse in eine gesteigerte Schusskraft umgesetzt. Zwar beteuert des Ex-Weltmeister: »Ich gehe mit in den Wald«, doch so richtig glauben tut ihm das keiner. Wichtiger ist ihm, dass er seinen Jungs fußballerisch noch etwas zeigen kann: »Es kommt einfach besser rüber, wenn ich es selbst vormache. Mit zunehmendem Alter ist das natürlich schwieriger. Aber Trappatoni hat uns in München noch mit 55 was vorgemacht. Das hat mich schon beeindruckt«.
So gar keine Probleme mit der Waage hat Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld. Er muss sich vor allem vor seiner Frau für sein Untergewicht rechtfertigen. Der Stress schlägt ihm schon mal auf den Magen, »aber mein Gewicht ist jetzt höher als in Dortmund«. Entspannung findet der 52-Jährige beim Golfen (»Da kann ich gut abschalten«) und auch beim Mannschaftstraining:
Gymnastik und Aufwärmrunden macht der Erfolgscoach schon mal mit.
(jk)