Ganz Griechenland lebt im Fußball-Rausch. Athen hat dem Sensations-Europameister und Trainer Otto Rehhagel am Montagabend einen triumphalen Empfang bereitet. Das Team landete kurz nach 18.00 Uhr auf dem Flughafen der griechischen Metropole. Feuerwehrwagen sprühten mit zwei Wasserstrahlen einen Triumphbogen über das Flugzeug. Auf einem riesigen Plakat hatte die Flughafendirektion den Satz geschrieben: "Ihr habt uns zum Abheben gebracht - Danke!"
5000 Fans am Flughafen
Am Flughafen hatten sich rund 5000 Fans versammelt. Mehr Fans hatte die Polizei aus Sicherheitsgründen den Zugang nicht erlaubt. Trainer und Spieler wurden von Vertretern der Regierung sowie Verwandten mit der griechischen Nationalhymne empfangen. "Wir lieben euch, weil ihr uns stolz gemacht und weil ihr den Traum wahr gemacht habt", sagte der griechische Sport-Vizeminister Giorgus Orfanos.
Im geschlossenen Bus fuhr die Mannschaft, eskortiert von 40 Motorrädern der Polizei, durch die Stadt. Auf dem Beifahrersitz präsentierte Otto Rehhagel den jubelnden Fans den Pokal. Tausende Menschen bildeten in den Straßen im Zentrum Athens ein Spalier. Rund 45 000 Menschen hatten sich für den Empfang der Stars am Abend im alten Athener Olympiastadion von 1896 eingefunden.
Auch am Tag nach dem sensationellen EM-Triumph der Hellenen konnten die euphorisierten Fans ihr Glück kaum fassen. "Wenn es ein Traum ist, lasst mich weiterschlafen", kommentierte die Athener Zeitung "Adesmeftos" am Montag auf der Titelseite ungläubig den beinahe unfassbaren 1:0-Endspielsieg der Nationalmannschaft gegen den hohen Favoriten Portugal. Nach dem Abpfiff im Lissaboner "Stadion des Lichts" rannten die Griechen in Scharen auf die Straßen und starteten die große Sause.
Griechische Presse erschien in Nationalfarben
"Diese Nacht wird unvergesslich bleiben", sagte ein 17 Jahre alter Fußball-Anhänger. Otto Rehhagel und Siegtorschütze Angelos Charisteas von Werder Bremen hatten das ganze Land glücklich gemacht - und stolz. Die gesamte griechische Presse erschien am Montag in den Nationalfarben blau und weiß. Und die Schlagzeilen waren von Begeisterung geprägt: "Unsterblich", titelte das Sportblatt "Goal". Und "Sporttime" meinte: "Gott, gib mir mehr Tränen, damit ich weiter vor Freude weinen kann."
Der größte Erfolg im griechischen Fußball mobilisierte zur Party ohne Ende. In Athen und Thessaloniki bildete sich ein Fahnenmeer in blau-weiß. Hupkonzerte und tausende Leuchtkugeln verwandelten die beiden größten Städte des Landes in Hexenkessel. Auf den Inseln sprangen nach dem Schlusspfiff hunderte junge Leute ins Meer, vom Athener Hügel Lykabéttus wurden Salutschüsse abgefeuert. Das passiert sonst nur an Nationalfeiertagen. "Wir gratulieren Trainer Rehhagel und seinen Spielern, weil sie alle Griechen weltweit glücklich gemacht haben", sagte Ministerpräsident Kostas Karamanlis via Fernsehen aus Portugal. Auch die Griechen Zyperns machten die Nacht durch. Das Fernsehen zeigte auch Bilder von jubelnden Griechen in Australien, in Deutschland, den USA und Südafrika.
Und die Fans wissen, wem sie die große Freude zu verdanken haben: "Er ist verrückt, er ist verrückt, der Deutsche", skandierten sie immer wieder - und meinten Rehhagel. Auf Rhodos feierten Touristen zusammen mit der einheimischen Bevölkerung. "Es ist eine einmalige Atmosphäre. Wir feiern zusammen den griechischen Sieg mit deutscher Hilfe", sagte ein deutscher Rhodos-Urlauber im Radio.
In einem sind sich alle Griechen einig. Der sensationelle EM-Triumph der Hellenen wird im Hinblick auf die Olympischen Spiele im August in Athen für ein positives Klima im Lande sorgen. "Die Griechen haben jetzt mehr Selbstvertrauen und auch die notwendige Begeisterung bekommen", meinte dazu ein Psychologe im Fernsehen.
Griechischer Verband will Rehhagel halten
Der griechische Fußball-Verband will Otto Rehhagel nicht für einen möglichen Job als Trainer der deutschen Nationalmannschaft freigeben. "Das kommt für uns überhaupt nicht in Frage. Otto hat bei uns gerade verlängert - nicht nur bis 2006, sondern sogar bis 2008. Er wird bei uns in Rente gehen. Das hat er selbst zu mir gesagt", erklärte Verbands-Präsident Vasilios Gagatsis der "BILD"-Zeitung (Dienstag-Ausgabe).
Rehhagel gilt nach der Absage von Ottmar Hitzfeld als Favorit für die Nachfolge des zurückgetretenen Rudi Völler. Der 65-Jährige ist vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) allerdings noch nicht kontaktiert worden, versicherte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder am Montag vor Beginn der Präsidiumssitzung in Frankfurt/Main.