Die griechischen Fußballfans leben seit Samstagabend in einer Traumwelt. Richtig begreifen können sie noch nicht, was sich im fernen Porto beim sensationellen 2:1-Sieg gegen Portugal im EM- Eröffnungsspiel zugetragen hat. "Ich kann es noch nicht fassen. Ich muss es noch verarbeiten. Rehhagel ist ein Fußball-Gott", sagte am frühen Sonntagmorgen der 45-jährige Zeitungsverkäufer Mimis Zinnis im Zentrum Athens.
Damit fasste er die Lage trefflich zusammen. In der Nacht zum Sonntag blieben große Feiern im Zentrum Athens aus. Es gab einige Autokorsos und Hupkonzerte. In den Stadtteilen wurden Knallkörper aus den Balkonen auf die Straßen geworfen, doch die Masse der Fans blieb ruhig und schien in einem Trancezustand. Mit einem solchen Sieg hatte niemand gerechnet. "Wir dürfen jetzt nicht abheben. Die Qualifikation ist noch nicht unter Dach und Fach", sagte im Fernsehen Mittelfeldspieler Stelios Giannakopoulos von den Bolton Wanderers. Damit trug er dazu bei, dass ein großer Ausbruch südländischer Begeisterung und ein Verkehrschaos in Athen ausblieben.
Im Überschwang reagierte dagegen die griechische Sportpresse. "Sie sind Götter" und «Ekstase» titelte die Sportzeitung «To Fos». Das Blatt glaubt zu wissen, wer hinter dem Triumph der Hellenen steckt: "Glorifiziert Rehhagel." Otto Rehhagel hätte seinen Schützlingen beigebracht, "endlich mit einem System und nicht auf eigene Faust Fußball zu spielen». Die Sportzeitung "Sporttime" verwendete die ersten zwei Verse der zweiten Strophe der griechischen Nationalhymne als Titel: Dieser Sieg sei "...aus den heiligen Gebeinen der Hellenen auferweckt", hieß es.
Griechische Fernsehjournalisten hatten in der Nacht vorgeschlagen, Rehhagel zum Ehrenbürger Griechenlands zu ernennen. "Er war griechischer als die Griechen während des Spiels", hieß es. «Athitiki» schreibt «Wahnsinn. Rehhagel (ist) der Größte.»