Hoeneß-Interview "Solange man redet, führt man keine Kriege"

Ausgerechnet Klinsmanns größter Kritiker Uli Hoeneß wurde von der Liga zum Sprecher der "Task Force Nationalmannschaft" bestimmt. Im Interview spricht der mächtige Bayern-Manager über seine neue Rolle.

Nach Ihrer Bestellung zum Sprecher des wiederbelebten Arbeitskreises Nationalmannschaft wird über Ihre Rolle spekuliert: Sind Sie Klinsmanns Berater, Kontrolleur oder gar sein Aufpasser?

Wenn man positiv zu Klinsmann steht, ist man Ratgeber, wenn ein Medium negativ zu Klinsmann steht, heißt es, man sei ein Aufpasser. Ich bin auf keinen Fall ein Kontrolleur oder Aufpasser. Ich will für die Führung der Nationalmannschaft ein Gesprächspartner sein. Wenn nicht, bin ich auch glücklich.

Das heißt, Ihre neue Rolle ist noch nicht klar definiert?

Ich muss diese Rolle erst noch verinnerlichen. Ich hatte die Sitzung ja schon verlassen und wurde von Karl-Heinz Rummenigge angerufen, dass ich als Sprecher des Arbeitskreises fungieren soll. Ich soll an vorderster Front Gesprächspartner der Liga sein. Was aus dem Arbeitskreis gemacht wird, wird die Zukunft zeigen. Man hat ein Instrument, wenn man es nutzen will. Ich sehe aber keinen Grund, eine Kontroll- oder Aufpasser-Funktion wahrzunehmen.

Die genaue Funktion muss noch festgelegt werden. Aber es wurde schon beschlossen, dass Klaus Allofs als offizieller Vertreter des Arbeitskreises beim Länderspiel in Frankreich dabei ist.

Die Zusage von Klaus Allofs, mit nach Paris zu fahren, lag schon vorher vor. Es ist nicht gesagt, dass bei jedem Spiel einer von uns dabei sein muss. Der Arbeitskreis war ein Angebot, auf das die Nationalmannschaftsführung eingehen kann. Es gab keinen Druck, eine Aufpasserfunktion wahrzunehmen. Ich bin erst dann im Spiel, wenn Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff das Gefühl haben, mit mir sprechen zu wollen.

Wie wichtig und notwendig war aus Ihrer Sicht die Frankfurter Aussprache?

Reden ist immer das Beste. Solange man miteinander redet, führt man keine Kriege. Ich sehe eine Basis.

Es wurde offensichtlich sehr kontrovers diskutiert. War es ein reinigendes Gewitter?

Für Alibi-Veranstaltungen stehe ich nicht zur Verfügung. Dafür braucht man nicht aus Kalifornien, Wolfsburg oder München nach Frankfurt anzureisen. Man hat gegenseitig die Argumente angehört. Man kann aber nicht sofort zu einer totalen Konklusion (Beschlusslage) kommen. Das muss erst verarbeitet werden. Ich hatte keine Entscheidungen erwartet. Es ging nicht darum, dass der Jürgen dieses oder jenes zusagt. Das war nicht Sinn der Sache.

Sitzt man nun aber wieder in einem WM-Boot und rudert in dieselbe Richtung?

Wir saßen immer in einem Boot. Man hat beschlossen, gemeinsam das Projekt WM anzusteuern. Wir hatten ein gutes Gespräch. Das ist es, wenn es offen geführt wird. Das war der Fall.

Das Gespräch führte Klaus Bergmann/DPA

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