Kult "Durch Diego existiere ich"

Maradona-Museum, Maradona-Musical, ja sogar eine Maradona-Kirche: Der Kult um den ehemaligen Weltfußballer Maradona hat in Argentinien groteske Ausmaße angenommen.

Maradona-Musical, Maradona-Museum: Der Kult um den dicklichen Weltklasse-Spieler kennt in Argentinien längst keine Grenzen mehr. Es gibt sogar eine "Maradona-Kirche". Rund 200 Mitglieder hat dieser wohl verrückteste Fanklub der Welt. "Wir sind alle römisch-katholisch", versicherte Alejandro Veron, Mitbegründer der Maradona-Kirche. "Wir haben einen Gott der Vernunft, das ist Christus, und einen Gott des Herzens, das ist Diego."

Für die bedingungslosen Anhänger Maradonas, die ihrer Begeisterung religiöse Züge verleihen, begann am 30. Oktober 2003 das Jahr 43 nach Diegos Geburt. An diesem Tag hatte der Gottersatz Geburtstag.

Angeblich 20.000 Mitglieder

Ein mit den Stollen eines Fußballschuhs versehenes Kreuz und ein Tannenbaum mit Maradona-Zierrat schmückten den schicken Club, in dem sich die Maradona-Verehrer in der agentinischen Hauptstadt trafen. "Durch Diego denke, fühle und existiere ich", sagte der Maler Sergio Martina, dessen Maradona-Gemälde in dem Raum ausgestellt waren. "Maradona ist unsere lebende Legende", fuhr er fort. Nach Angaben Verons zählt die Kirche dank ihre Website (www.iglesiamaradoniana.com) bereits 20.000 Mitglieder von Island bis Vietnam.

Ähnlich überdreht das neue Musical über den Fußballstar Diego Maradona. "Er war der Beste der Welt und glaubte, dass die Besten auch glücklich seien" - mit diesem Spruch warb eine Anzeige in Argentinien für das neue Highlight im Nachtleben von Buenos Aires.

Die Maradona-Kirche im Netz

Geschichte eines "lebenden Mythos"

Vom Straßenfußballer aus einer ärmlichen Vorstadt von Buenos Aires brachte er es zum gefeierten Dribbel-Star mit millionenschwerem Bankkonto und schließlich zur übergewichtigen Skandalnudel mit immer einer Prise Kokain in der Tasche. Die außergewöhnliche Karriere des "Goldjungen" der Weltmeisterschaft 1986 ist von Skandalen und Affären, tragischen Entgleisungen und komischen Anekdoten gepflastert. Diese "Geschichte eines lebenden Mythos" ist nun in Buenos Aires als Musical "El Diez - Entre el Cielo y el Infierno" (Die Zehn -Zwischen Himmel und Hölle) für 1,5 Millionen Pesos (knapp eine halbe Million Euro) auf die Bühne. Die Premiere am 7. Januar im Metropolitan-Theater in Buenos Aires wurde mit lang anhaltenen Apllaus bedacht. "Exzellente Schauspieler, wirklich ausgezeichnet", meinte eine ältere Dame nach dem fast zweistündigen Stück.

Musical will "der Vulgarität des Alltags entgehen"

Die Produzenten Daniel Dàtola und Héctor Barra will das Werk über den Weltstar Maradona auch weltweit vermarkten. Zu typischer Musik und den Rhythmen vom Rio de la Plata, die von Lito Vitale arrangiert wird, stellen insgesamt 45 Tänzer und Schauspieler Szenen aus dem Leben des heute 43-Jährigen dar. Komponist Javier Zentner setzt vor allem auf Milongas, Chamames, Murgas und den Tango.

Maradona wird von drei Schauspielern als noch unschuldiges und glückliches Kind, später als umjubelter und maßloser Erwachsener und schließlich als 80-Jähriger, weise auf seine Leben zurückblickender Greis dargestellt. "Das Musical will die Schattierungen des schillernden Stars Maradona darstellen", beschrieb die Produktionsgesellschaft bei einer Pressevorführung das künstlerische Ziel des Stücks. Die Geschichte ordne sich nicht der Chronologie seines Lebens unter, sondern übertrage die Höhen und Tiefen ins Fantastische und Groteske, um der Vulgarität des Alltags zu entgehen.

Der von seinen Fans noch immer als "Fußball-Gott" verehrte Maradona unterzieht sich seit 2000 als "reale Person" einer Drogenentziehungskur auf Kuba.

AP · DPA
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