Wegen der rassistischen Sprechchöre gegen den farbigen Fußballer Mario Balotelli im Spitzenspiel gegen Inter Mailand muss Juventus Turin ein Spiel vor leeren Rängen austragen. Das Sportgericht des italienischen Fußballverbands (FIGC) verurteilte den italienischen Fußball-Rekordmeister am Montag dazu, sein Heimspiel am 3. Mai gegen US Lecce ohne Publikum auszutragen. Sportrichter Gianpaolo Tosel ahndete damit die "wiederholten und eindeutig rassistischen Sprechchöre" der Juve-Fans.
Nach dem 1:1 gegen Inter am Samstagabend hatten sich Turiner Club-Vertreter bereits am Wochenende entschuldigt: "Im Namen des Vereins und der großen Mehrheit unserer Fans verurteile ich die rassistischen Sprechchöre gegen Balotelli scharf", sagte Juventus' Club-Präsident Giovanni Cobolli Gigli.
Massimo Moratti äußerte sich empört über die Vorfälle: "Das waren schreckliche Gesänge. Wenn ich dort gewesen wäre, hätte ich unsere Mannschaft vom Platz geholt", sagte Inters Clubchef. Zugleich warnte er davor, Rassismus in den italienischen Stadien zu verharmlosen. Derartige Sprechchöre würden immer mehr als Normalität hingenommen.
Der 18 Jahre alte Schwarzafrikaner Balotelli wurde bei Spielen nicht zum ersten Mal wegen seiner Hautfarbe verhöhnt. Als Kind wuchs er bei einer italienischen Familie auf. Der Stürmer besitzt die italienische Staatsbürgerschaft. "Ich bin mehr Italiener als diese Fans", hatte Balotelli nach dem Spiel in Turin gesagt.
Das Verhalten der eigenen Fans trübte die Freude über den am Samstag in letzter Minute erzielten Ausgleich zum 1:1 gegen den Spitzenreiter. Dank des Teilerfolges bei Inter (74 Punkte) liegt Juve punktgleich mit dem AC Mailand (je 64) auf dem Verfolger-Platz. Milan bezwang am Sonntagabend den AC Turin 5:1. Matchwinner bei der Tor-Gala war Stürmer Filippo Inzaghi mit drei Treffern. Zudem trafen Kakà und Massimo Ambrosini für Milan und Ivan Franceschini für die Gäste.
"Wir haben eine gutes Spiel gemacht", meinte zufrieden Milan-Coach Carlo Ancelotti. Dass sein Team nach langer Verfolgungsjagd nun "Juve" eingeholt hat, nahm Ancelotti ziemlich gelassen: "Hauptsache, wir kommen in die Champions League. Ob als Zweiter oder Dritter ist egal. Das ist nur fürs Prestige wichtig", meinte der Milan-Trainer.