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Özdemir: Brauchen Zeitenwende gegenüber türkischen Ultranationalisten
STORY: Türkische Fahnen und Autokorso in Berlin, um den Sieg von Recep Tayyip Erdogan bei der Präsidentenwahl zu feiern. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kommentierte das Abstimmungsverhalten der Deutsch-Türken hierzulande kritisch. Die Autokorsos stellten eine "nicht zu überhörende Absage an unsere pluralistische Demokratie" dar und seien "Zeugnis unseres Scheiterns unter ihnen", teilte er via Kurznachrichtendienst mit. Am Montag sagte der Grünen-Politiker in Solingen, einen Teil der deutschen Erdogan-Wähler habe man verloren und man müsse um diejenigen ringen, die noch zu erreichen seien. "Mir tut es leid um die jungen Menschen, die um ihre Hoffnung beraubt werden. Mir tut es leid um die Menschen, die im Gefängnis sitzen, nur weil sie eine andere Meinung haben, von denen wahrscheinlich noch mehr Leute jetzt ins Exil gehen werden. Was uns aber vor allem in Deutschland beschäftigen sollte, ist der Teil derer, die da gestern hupend durch die Straßen gefahren ist. Die hupen ja nicht nach einem Fußballspiel, sondern die hupen, weil jemand eine Wahl gewonnen hat, der das Land in eine Art offenes Gefängnis verwandelt, während sie hier gleichzeitig die Vorzüge einer liberalen Demokratie genießt. Darüber muss man sprechen, auch über die Konsequenzen, die das für uns hat, Wenn die nächste Generation von Imamen aus der Türkei noch nationalistischer, noch religiös fundamentalistischer sein wird." "Wir müssen aus unserer DNA des Appeasement rausbekommen. Die Zeitenwende, die wir Gott sei Dank haben endlich im Umgang mit Putin, die braucht es jetzt auch im Umgang mit türkischen Ultranationalismus, die braucht es jetzt auch im Umgang mit Fundamentalismus. Die ist noch nicht angekommen, die Zeitenwende." In der Stichwahl erzielte Erdogan, dessen Politik polarisiert und als zunehmend autoritär beschrieben werden kann, gegen seinen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu rund 52 Prozent. Unter Türken in Deutschland erhielt er rund 67 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auch durch Mannheim zogen am Samstagabend nach Bekanntwerden der ersten Wahlergebnisse mehrere Autokorsos. Laut Polizei kam es dabei zu Provokationen zwischen Teilnehmenden und Passanten, "die vereinzelt auch in körperlichen Auseinandersetzungen endeten."