Transfer-Theater HSV will "Ruhe in der Bude"

Das Wechseltheater um Rafael van der Vaart hält den Hamburger SV weiter in Atem - und Trainer Martin Jol ist mit seiner Geduld offenbar am Ende. Beim Emirates Cup in London schmorte der Spielmacher auf der Tribüne. Die Mitspieler sind nur noch genervt.

Bei der 1:2-Niederlage gegen Real Madrid und auch beim 3:0-Sieg (1:0) gegen Juventus Turin durfte der Publikumsliebling nicht ran - die Zeichen stehen mittlerweile mehr denn je auf Abschied. "Er ist mental nicht hundertprozentig bei der Sache. Das dauert jetzt schon drei Wochen. Da habe ich ihm gesagt: Ich brauche dich gegen Real nicht. Der Rummel um ihn ist nicht gut für uns - und auch nicht für Rafael", sagte Jol genervt, nachdem das Verwirrspiel um einen Transfer von van der Vaart zu den "Königlichen" anhält.

Bis jetzt ist ein Wechsel des von Real und seinem Trainer Bernd Schuster umworbenen Mittelfeldspielers an der Ablöse gescheitert. Zunächst bot der spanische Topklub, den van der Vaart am Wochenende in einem Interview erneut als seinen "Traumverein" bezeichnet hat, sieben Millionen Euro und besserte dann angeblich auf zehn Millionen plus zwei Millionen "Erfolgsprämie" (etwa bei Gewinn der spanischen Meisterschaft) auf. Doch dies ist dem HSV, der 15 Millionen haben will, immer noch zu wenig.

Neues Angebot nicht akzeptabel

"Das Angebot war bei Weitem nicht akzeptabel. Das war nicht so, wie wir uns das vorstellen", sagte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer, der am Samstag beim Turnier in London eine nachgebesserte Offerte der Spanier und Gespräche mit den Verantwortlichen von Real bestätigte. Konkrete Verhandlungen seien aber nicht geführt worden: "Möglicherweise kommt nächste Woche noch was."

Van der Vaart wollte die Sache zunächst nicht groß kommentieren. "Real hat ein Angebot gemacht, das der HSV abgelehnt hat. Das bedeutet, dass ich HSV-Kapitän bleibe", meinte er lapidar, um am Wochenende in der spanischen Zeitung AS nachzulegen: "Ich wäre glücklich, wenn es klappen würde. Aber noch bin ich beim HSV." Die Mannschaft zeigte am Sonntag gegen Juventus, dass sie auch ohne den Regisseur erfolgreich sein kann.

HSV bleibt hartnäckig

Die Hamburger bleiben dennoch in der Sache hartnäckig, weil sie nur in diesem Sommer noch ordentliches Geld für den niederländischen EM-Teilnehmer bekommen. Van der Vaart, der noch Vertrag bis 2010 hat, könnte im kommenden Jahr für festgeschriebene 1,5 Millionen Euro gehen.

Eine schnelle Klärung wäre vor allem im Interesse von Martin Jol. "Natürlich möchte er gerne zu Real, das ist der größte Klub der Welt. Aber bei der lächerlichen Summe kann das der Verein nicht machen", meinte der Trainer und fügte an: "Es ist schon ein Problem. Geht er, oder geht er nicht? Ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen geklärt wird. Es wäre gut, wenn mal Ruhe in der Bude wäre."

Selbst den HSV-Spielern geht das ganze Theater um ihren Star längst auf die Nerven. "Für uns ist das wie eine Show oder eine Sitcom. Es ist allen zu wünschen, dass möglichst bald Klarheit herrscht", meinte der Belgier Vincent Kompany.

Schnelle Lösung wird angestrebt

Ein Theater wie vor einem Jahr, als der FC Valencia van der Vaart nach dem ersten Bundesliga-Spieltag verpflichten wollte und der Mittelfeldstar sich sogar schon mit einem Trikot der Spanier fotografieren ließ, will der HSV tunlichst vermeiden. Deshalb wird wohl eine schnelle Lösung angestrebt - und van der Vaart wohl gehen. Ersatz muss also her. "Erst einmal ist er noch da", sagte Beiersdorfer und wollte zu einem möglichen van-der-Vaart-Nachfolger noch nichts sagen: "Es ist nicht leicht einen Spieler seiner Güte zu bekommen. Wir verfügen aber auch über eine gute Mannschaft. Wir lassen die Dinge auf uns zukommen." Weitere Verpflichtungen neben den beiden Freiburgern Jonathan Pitroipa und Dennis Aogo sollen aber noch folgen.

SID
Alex Griffiths/SID

PRODUKTE & TIPPS