Knapp zwei Jahre hat Uli Hoeneß in der JVA Landsberg verbracht. Nun hat er in der "Bild"-Zeitung über seine Zeit im Gefängnis gesprochen. Der 64-Jährige hat demnach mehrere tausend Briefe erhalten - fast alle waren nach seinen Worten freundlich. "Ich bin ja auch in dieser schwierigen Zeit unglaublich getragen worden von den Leuten", sagte Hoeneß. "Bei den 5500 Briefen, die ich während der Haftzeit bekommen habe, waren vielleicht fünf schlechte."
Auf die Schreiben antworten konnte Hoeneß nach eigenen Worten nicht. "Sie müssen wissen, dass jeder Brief von mir vor dem Abschicken durchgelesen worden wäre", erläuterte er. "Und jeden Brief hätte ich darauf abstellen müssen, dass nicht irgendetwas vielleicht Verdächtiges darin gestanden hätte. Das wäre Stress pur gewesen." Auch sonst schreibe er nie Briefe zurück, sondern rufe Absender an.
Das Münchner Landgericht hatte den Präsidenten des FC Bayern München im Jahr 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Nach 21 Monaten in Haft war Hoeneß auf Bewährung vorzeitig nach Hause entlassen worden.
Job in der Kleiderkammer
In seiner Zeit im Strafvollzug habe er, wo es möglich war, anderen Menschen Hilfestellung geleistet. "Ich war eine Zeit lang auf der Krankenstation, und wenn einer Magenschmerzen hatte, dann ist er eben zu mir gekommen, und ich habe dann versucht zu helfen", erzählte Hoeneß im "Bild"-Interview. "Und meinen Job in der Kleiderkammer habe ich genutzt, um den Insassen möglichst neue Kleider auszugeben, wenn ihre Anziehsachen abgenutzt waren. Damit sie zumindest ein bisschen ihrer Würde behalten, wenn sie morgens in den Spiegel schauen."
Er habe sich in der Haft nicht persönlich verändert, so Hoeneß. Aber er habe dort viel intensiver gelebt. "Man hat ja keine Ablenkung. Ich habe Tag und Nacht darüber nachgedacht, wie ich die Zeit sinnvoll gestalten kann." Das heiße für ihn: anderen helfen. "Jemand aus der Gefängnisleitung hat mir am Schluss gesagt: 'Sie werden der erste Gefangene sein, der hier rausgeht und einen Fanklub bei den Beamten und bei den Mitgefangenen hat.' Das war ein großes Kompliment."
Auf die Frage, ob er etwas im Gefängnis zu schätzen gelernt habe, antwortete Hoeneß im Interview nach längerem Überlegen: "Eine Butterbrezen kann schon etwas ganz Besonderes sein."