Nach dem Schlusspfiff liefen Tränen über das Gesicht von Andreas Luthe. Was der Bochumer Torwart auf seine alten Tage im Rückspiel der Bundesliga-Relegation erlebt hatte, war emotional so überwältigend, dass es für einen Moment aus ihm herausbrach. Einer der Bochumer Fans, die nach diesem unglaublichen Spiel im Düsseldorfer Stadion auf den Rasen gerannt waren, tätschelte Luthe mitfühlend den Kopf. Wenig später wurde Luthe von seinen Mitspielern in die Luft geworfen: Sie feierten ihren Keeper, der in den dramatischen 120 Minuten ein sicherer Rückhalt war und im anschließenden Elfmeterschießen einen Schuss pariert hatte.
Was sich an diesem Abend in der Düsseldorfer Merkur-Spiel Arena ereignet hatte, war wahrscheinlich die aufregendste Relegation seit ihrer Wiedereinführung in der Saison 2008/09. Mit 0:3 hatten die Bochumer das Hinspiel zu Hause verloren, ihre Chancen auf den Klassenerhalt waren also eher gering. Doch das Team egalisierte das Ergebnis und gewann nach der torlosen Verlängerung das Elfmeterschießen knapp mit 6:5. Am Ende versagten dem Düsseldorfer Spieler Takashi Uchino die Nerven, er donnerte den letzten Elfmeter in den Nachthimmel, Bochum war gerettet.

Andreas Luthe sollte zuverlässiger Ersatzkeeper sein
Es war eines dieser wundersamen Spiele, das den Sieger in den Himmel hebt und den Verlierer zerstört zurücklässt. Während Uchino minutenlang von Fortuna-Trainer Daniel Thioune getröstet werden musste, begriff Luthe allmählich, was gerade passiert war: "Für mich fühlt es sich unwirklich an. Ich habe eigentlich nur einen Auftrag gehabt, als ich im Januar hierhin gekommen – Backup zu sein. Dass ich heute hier noch einmal mithelfen konnte, da weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll", sagte er in das Mikrofon von Sat1-Moderator Matthias Opdenhövel.
In der Winterpause erst war Luthe zu seinem Heimatverein VfL Bochum zurückgekehrt, für den er bereits von 2006 bis 2016 gespielt hatte. Seine Karriere führte ihn zum FC Augsburg, Union Berlin und dem 1. FC Kaiserslautern und nun wieder zurück an die Castroper Straße. Die Bochumer suchten einen soliden Ersatz für Stammtorwart Manuel Riemann. Doch Riemann pöbelte nach der Niederlage im letzten Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen derart gegen die eigenen Mitspieler, dass Coach Heiko Butscher ihn aus dem Kader warf. Es war eine riskante Entscheidung, weil Riemann sportlich zu den Stützen der Mannschaft zählt.
Plötzlich steht Andreas Luthe in der Relegation wieder im Tor
So kam es, dass Luthe sich plötzlich zwischen den Pfosten wiederfand. Ganze drei Spiele hatte er in dieser Saison absolviert. Zwei für Kaiserslautern in der Hinrunde, eines für die Bochumer in der Rückrunde. Und nun die Relegation. "Ich bin jetzt ungefähr 16 Jahre Profi. Am Ende habe ich nur noch funktioniert. Du machst das, was du dein ganzes Leben gelernt hast, ratterst alles runter. Ich glaube, die Leute außen herum waren aufgeregter als ich. Ich hab einfach meinen Beitrag für das Team leisten wollen", sagte er nach dem glücklichen Ende für seine Bochumer.
Für Luthe blieb außer dem Feiern mit dem Team nur eines. Er verkündete am Mikrofon sein Karriereende: "Das war heute mein letztes Spiel im Profifußball, ich werde nicht nochmal verlängern." Man kann es ihm nicht verdenken. Passender geht es kaum. "Das ist nichts mehr für mein Herz, ich muss auch an meine Gesundheit denken. Ich habe eine unfassbar schöne Karriere gehabt, habe unheimlich allen Leuten zu danken, die mir den Weg bereitet und mich unterstützt haben. Dann ist jetzt glaube ich auch der richtige Zeitpunkt, bei meinem Verein mit dem Klassenerhalt danke zu sagen und dann war es schön."
Quellen: "Kicker", "Sportschau", "Transfermarkt.de", Wikipedia Andreas Luthe