Um kurz vor 17 Uhr hat die WM-Mission der deutschen Nationalmannschaft auf dem afrikanischen Kontinent endgültig begonnen. Eskortiert von gleich drei Polizeiautos fuhr der WM-Mannschaftsbus der DFB-Elf auf einem unwirklich erscheinenden Stadionvorplatz mitten in einem Township vor den Toren Pretorias vor. Für das erste Training nach der Landung am Vormittag in Johannesburg hatte sich der DFB die Kleinstadt Atteridgeville ausgesucht. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen von über 20 Grad leitete der Bundestrainer im "Super Stadium" eine Übungseinheit, die den Spielern - trotz ihrer Flug-Müdigkeit - wohl noch lange positiv in Erinnerung bleiben dürfte.
Es ging in Atteridgeville ja nicht darum, neue Spielzüge einzuüben. Nein, der DFB wollte sich einfach nur seinen neuen, bettelarmen Nachbarn vorstellen. Nur zehn Autominuten vom Township entfernt wohnt die deutsche Nationalmannschaft im piekfeinen Hotel Grande Velmore. Was für Gegensätze. Auch den Spielern wurde das ziemlich schnell klar. Mit offenen Mündern brausten sie in ihrem Mannschaftsbus nach der einstündigen Trainingsshow wieder davon. Unten an der Straße jubelten ihnen kleine, schwarze Kinder mit ebenso offenen Mündern entgegen. Podolski, Neuer und Co. winkten gerührt zurück. So etwas hatte viele von ihnen noch nicht erlebt.
Müller führt das B-Team zum Sieg
Kurz zuvor im Stadion hatten sich Löws Männer einen kleinen Testkick gegönnt. Das B-Team (unter anderem mit Müller, Cacau und Marin) schlug dabei das A-Team etwas überraschend mit 5:3. An dieser Stelle soll allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass es Bayerns Youngster Thomas Müller vorbehalten war, das erste deutsche (Trainings-) Tor in Afrika zu erzielen. Vielleicht ein gutes Omen. Beinahe frenetisch und unter dem ohrenbetäubenden Lärm drei (!) Vuvuzelas wurde der Treffer vom dankbaren Publikum gefeiert - genauso wie die restlichen sieben Tore übrigens auch.
Anschließend brachten die Nationalspieler noch T-Shirts unter das selige Volk. Auf der Haupttribüne riss man sich um die Textilien der Kicker. Und die hatten sichtlich Spaß daran, dem überwiegend schwarzen Publikum Freude zu bereiten. Volksnah und ohne Berührungsängste präsentierte sich das DFB-Team am ersten Tag in der Fremde. In der Bevölkerung der Region Pretoria sammelte die Mannschaft damit Pluspunkte.
"Bafana Bafana, but then Germany"
Nach seiner Lieblingsmannschaft bei der WM im eigenen Land gefragt, antwortete ein kleiner Junge: "Bafana Bafana, but then for sure Germany with Schweinsteiger and Lahm". Klar, dass dem Kleinen nichts über die südafrikanischen Kicker geht – auch wenn er versuchte, den deutschen Bus im Sprinttempo noch möglichst lange zu begleiten.
Etwas mehr als eine Stunde dauerte der Auftritt der Deutschen im Township Atteridgeville. Sie haben damit viele Menschen glücklich gemacht.
P.S.: Diskutieren Sie das Thema auf Fankurve 2010 der Facebook-Fußballfanseite von stern.de.