Die Gewinner des Spieltags:
Dass die Offensive der Miami Dolphins gefährlich ist, hat sich bereits in den ersten beiden Wochen der Saison angedeutet. Quarterback Tua Tagovailoa ist mit einer Vielzahl von Spielern umgeben, die aus jedem Spielzug ein Big Play machen können. Allen voran Wide Receiver Tyreek Hill, der auf dem Feld schon mal Geschwindigkeiten von bis zu 37 km/h erreicht. Gestern durften die Denver Broncos die Überlegenheit der Dolphins bestaunen, mit 70 zu 20 musste sich das Team von Sean Payton geschlagen geben. Dabei erzielt Miami zehn Touchdowns. Zehn! Ein Wert, der in der NFL seit 57 Jahren nicht mehr erreicht worden ist.
Während des ganzen Spiels wirkte die Defense der Broncos athletisch unterlegen. Sowohl bei Passspielzügen als auch bei Läufen verloren sie ihre Gegenspieler aus den Augen und wurden von Spielzügen der Dolphins so sehr überrascht, dass sie die Receiver und Runningbacks auf dem Weg in die Endzone nicht einmal berührten. Sehr schön dabei die durchaus erstaunten Blicke der Scorer, die selbst nicht glauben wollten, wie einfach das war gegen diese poröse Verteidigung.
Noch peinlicher – geht das denn überhaupt? – wird das Ergebnis für die Broncos, wenn man bedenkt, dass die Dolphins verletzungsbedingt gar nicht auf all ihre Stammspieler zurückgreifen konnten. Aber sogar Rookie Runningback De'Von Achane, der erst sein zweites NFL Spiel überhaupt bestritt, konnte vier Touchdowns erzielen. Und Ersatzquarterback Mike White, der im vierten Quarter für Tua reinkam, warf reichlich problemlos einen 68-Yard langen Touchdown Pass auf Ersatzreceiver Robbie Chosen.
Am Ende hatte wohl auch Dolphins-Headcoch Mike McDaniel Mitleid und ließ im finalen Spielzug abknien, statt das Fieldgoal für den alleinigen Punkterekord der NFL zu kicken. Die Dolphins setzen ein großes Ausrufezeichen und müssen ab jetzt als Mitfavoriten auf den Superbowl gelten. Nach dem Debakel und der dritten Niederlage in Folge wird sich indes die Defensive der Broncos um Coordinator Vance Joseph kritischen Worten stellen müssen, von der Pre-Season-Euphorie um Coach Sean Payton ist nichts übrig.
Der Spieler des Spieltags:
Das Leben eines NFL Kickers wirkt auf den ersten Blick traumhaft: In den Vorbereitungscamps muss man nicht allzu viele schweißtreibende Einheiten im Kraftraum absolvieren, während des Spiels wird man nur äußerst selten getackled und kommt man mal aufs Spielfeld, muss doch lediglich der Ball zwischen die 5,64 Meter breiten Stangen des Fieldgoal-Gestells gekickt werden. Das alles für ein durchschnittliches Gehalt von etwa einer Million US Dollar pro Saison.
Klingt einfach, oder? Ist es aber nicht: Ab einer Entfernung von 40 oder mehr Metern wird in der Regel im vierten Versuch der Kicker aufs Feld gerufen, um seiner Mannschaft zu 3 Punkten zu verhelfen. Dabei sollte das Team nur 1,3 Sekunden benötigen, um den Ball zu snappen, auf dem Rasen zu positionieren und den Kick auszuführen, damit das Risiko eines Blocks verhindert wird. Das Schwierigste dabei ist nicht einmal unbedingt der perfekt einstudierte Ablauf, sondern der mentale Druck, der, ähnlich wie bei einem Elfmeter im Fußball, auf dem Kicker lastet. Den Rekord für das weiteste Fieldgoal hält aktuell Justin Tucker, Superstar der Baltimore Ravens, mit 66 Yards, also etwa 60 Metern.
Gestern hat sich aber ein anderer Kicker in die Geschichtsbücher der NFL eingetragen: Matt Gay von den Indianapolis Colts wurde der erste Spieler, der jemals vier Fieldgoals aus über 50 Yards in einem einzigen Spiel verwandelt hat. Dank ihm gewannen die Colts in der Nachspielzeit mit 22 zu 19 gegen die Baltimore Ravens mit, genau: Justin Tucker.