Dara Torres Das ewige Glamour-Girl

Von Jens Fischer, Peking
Dara Torres ist eine Legende. Die Amerikanerin ist 41 Jahre alt und Mutter einer zweijährigen Tochter. Außerdem ist sie die älteste Schwimmern der Spiele von Peking. An diesem Freitag hatte sie ihren Vorlauf über die 50 Meter Freistil, den sie locker überstand. stern.de schildert die Stationen einer beeindruckende Schwimm-Karriere.

Exakt um 18.33 Uhr Pekinger Ortszeit hatte sie ihren großen Auftritt. Dara Torres ging an den Start über die 50-Meter-Freistil. Was daran besonders ist? Die US-Amerikanerin ist 41 Jahre alt und damit die mit Abstand älteste Schwimmerin im gesamten olympischen Schwimmer-Feld. Mehr noch: Torres ist seit der Kanadierin Brenda Holmes im Jahr 1972 die älteste Schwimmerin, die sich jemals bei olympischen Wettkämpfen ins Wasser gewagt hat.

Was noch bemerkenswerter ist: Torres ist immer noch eine der Weltbesten. Im Vorlauf über ihre Lieblingsstrecke schwamm sie für ihr Alter sagenhafte 24,85 Sekunden und erreichte als Zweite leicht und locker das Halbfinale. Dort hat Torres nun alle Chancen, die öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie sich im Laufe ihrer langen, langen Karriere verdient hat.

Torres ist eine absolute Ausnahmeerscheinung. Mit fünf Medaillen (zwei Gold, drei Bronze) ist sie die erfolgreichste US-Schwimmerin aller Zeiten. "Ich bin stärker und fitter als jemals zuvor", betonte sie vor den Spielen immer wieder. In der Tat: Wer sie so sieht, wie sie da auf dem Startblock steht, muss beeindruckt sein. Muskelbepackt, mit einem Sixpack, den sich so manch Jüngerer einiges kosten lassen würde.

Torres ist auch in Peking absolut konkurrenzfähig, und das nach einer Karriere, die mit zwei Unterbrechungen - nach den Sommerspielen 1992 in Barcelona und nach Sydney 2000 - mittlerweile über 25 Jahre andauert. Im Alter von 14 schwamm Torres ihren ersten Weltrekord. Das ist Stoff für die Traum-Fabrik von Hollywood. Über mögliche Filmambitionen der Millionärstochter aus Beverly Hills ist freilich nichts bekannt, noch kann sie sich nicht vom Wettkampfsport lösen. Aber das kann ja noch kommen.

Alle Entbehrungen haben sich bezahlt gemacht

Am Freitag in Peking haben sich für die 41-jährige Mutter der zweijährigen Tessa alle Anstrengungen und Entbehrungen bezahlt gemacht. Deswegen sah man ihr den Stolz in den Augen förmlich an, als sie aus dem olympischen Becken stieg. Erneut hatte sie allen gezeigt, dass sie mit den jungen, nur so vor Kraft strotzenden Rivalinnen mithalten kann und durchaus auch Chancen besitzt, das Finale zu erreichen. Bei ihren insgesamt fünften olympischen Spielen - das hatte zuvor noch nie eine amerikanische Schwimmerin geschafft.

Eigentlich wollte sie sich die Qualen einer Schwimmerin nie mehr antun. Knallhartes Training, immer in den warmen, muffigen Schwimmhallen, immer dieser Leistungsdruck. Fünf Jahre nach ihrem Rücktritt nach den Sommerspielen in Sydney war es dann soweit. Das liegt auch an ihrer Tochter Tessa, dem wichtigsten Menschen in ihrem Leben. 2005 wurde Torres schwanger, und hatte partout keine Lust, nur herumzusitzen und darauf zu warten, wie ein Hefekuchen auseinanderzugehen. Trägheit ist ihre Sache nicht, und ohne Sport ist sie nur ein halber Mensch.

Ein deutscher Trainer machte sie fit

Deswegen besuchte sie noch als Schwangere - eine Bekannte hatte sie auf die Idee gebracht - einen Schwimmclub in der Nähe ihres Wohnorts Coral Springs und nahm dort an einem speziellen Programm teil. Unerkannt schrieb sie sich ein, später lernte sie dort ihren jetzigen Trainer kennen. Michael Lohberg ist in Deutschland kein Unbekannter. Er hat in den Achtzigerjahren erfolgreich in Deutschland trainiert und hatte dort unter anderem Deutschlands beste Brustschwimmerin Anna Poleska unter seiner Obhut. Eine Hochschwangere fit zu machen, gehörte aber zu Lohbergs bis dahin schwierigsten Aufgaben. Die er glanzvoll bewältigt hat.

Auch in einem anderen Bereich nimmt Torres eine besondere Stellung ein. In Sachen Doping-Prävention. Um allen Verdächtigungen entgegen zu wirken, die im letzten Jahr auf sie einprasselten, als sie ihren sieben Jahre alten Rekord über die 50 Meter Freistil verbesserte, entschloss sich Torres zu einem resoluten Schritt. Als eine der wenigen Athleten hat die 41-Jährige zusätzliche Urinproben abgegeben und sich Blut abnehmen lassen, dass jetzt tiefgekühlt gelagert wird. Irgendwann in der Zukunft soll dieses dann auf menschliche Wachstumshormone kontrolliert werden. Ein Schritt, für den sich nicht viele Sportler entscheiden.

Am Samstag schwimmt Dara Torres ihr Halbfinale. Dann werden wieder viele Zuschauer nicht glauben können, was die US-Amerikanerin hier in Peking leistet. Sollte sie das Finale bei ihren fünften Spielen erreichen, wird eine ganz besonders stolz auf ihre Mama sein: die kleine Tessa. Wenn sie nicht gerade ein Schläfchen macht.

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