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Olympia 2022 Hochmut kommt vor dem Fall: Deutsches Eishockey-Team ist an Selbstüberschätzung gescheitert

Pure Enttäuschung: Marcel Nöbels nach dem Aus des Eishockey-Teams gegen die Slowakei (0:4)
Pure Enttäuschung: Marcel Nöbels nach dem Aus des Eishockey-Teams gegen die Slowakei (0:4)
© Bruce Bennett / Getty Images
Vom Eishockey-Märchen zum Eishockey-Albtraum: Die Olympia-Helden von 2018 sind zur Olympia-Enttäuschung 2022 geworden. Mit Gold zu liebäugeln, erwies sich als Hybris, an der das Eishockeyteam scheitern musste.

Wer sich vor dem Olympia-Turnier gewundert hat, dass die deutschen Eishockey-Cracks sogar mit einer Goldmedaille in Peking liebäugelten, sieht sich nun (leider) bestätigt. Märchen lassen sich selten wiederholen, Träume in der Regel nicht weiterträumen. So gesehen erscheint das sang- und klanglose Aus der Mannschaft von Coach Toni Söderholm nur logisch. Dass die Truppe in keiner Phase jenen Teamspirit entwickeln konnte, der sie 2018 in Pyeongchang so traumhaft bis zur sensationellen Silbermedaille und in die Herzen vieler Deutscher trug, ist aber ohne Umschweife eine der großen deutschen Olympia-Enttäuschungen von Peking.

Besonders bitter daran: Es sieht alles danach aus, dass Söderholm und seine Mannschaft durch Selbstüberschätzung eine realistische Medaillenchance weggeworfen haben. Als aktueller WM-Vierter und derzeitiger Fünfter der Weltrangliste darf man sich natürlich Chancen ausrechnen, doch sich – nicht zuletzt wegen des Fehlens der Superstars aus der NHL – gleich zum Mitfavoriten zu ernennen, hat sich als hochmütig erwiesen. Und Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.

Eishockey-Team suchte Teamspirit vergebens

Die "Nachwuchsteams" der USA und Kanada jedenfalls zeigten der Truppe um Kapitän Moritz Müller schnell auf, wer zu den wahrhaft großen Eishockey-Nationen gehört. Kaum einmal konnten die deutschen Kufen-Cracks überzeugen, nie entwickelten sie jenen Teamspirit und Kampfgeist, den eine deutsche Mannschaft benötigt, um ganz vorne mitspielen zu können – selbst gegen die Retortentruppe der chinesischen Gastgeber tat man sich schwer. Auf der kleinen Eisfläche von Peking haben die Deutschen ihren olympischen Teamgeist nie gefunden. Dabei dachten sie doch, sie hätten ihn sowieso; bräuchten nur da weiterzumachen, wo sie in Pyeongchang aufgehört hatten.

Doch echte Sieger wissen: Große Erfolge muss man sich immer wieder aufs Neue erarbeiten. Dazu aber waren die deutschen Kufen-Stars in Peking nicht in der Lage. Gut ist, dass niemand im deutschen Team das Abschneiden mit einem Schulterzucken hinnahm. "Es ist nicht falsch, Träume zu haben und sich Ziele zu setzen", sagte Team-Kapitän Müller nach dem enttäuschenden Aus gegen die Slowakei (0:4). "Wir müssen ehrlich zu uns sein, dass wir unsere Ziele nicht erreicht haben." Was es braucht, um Ziele tatsächlich zu erreichen, das hat Olympia 2022 dem deutschen Eishockey gezeigt. Nun gilt es, die Lehren daraus zu ziehen und bei der nächsten WM wieder anzugreifen.

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