Botschaft an Trump Kanadische Sängerin ändert Hymne vor Spiel gegen die USA

Kanadas Flagge vor dem Eishockeyspiel zwischen den USA und Kanada
Aufstellen zum Anhören der Nationalhymnen: Das Eishockeyspiel zwischen den USA und Kanada im TD Garden in Boston hatte auch eine politische Dimension
© Maddie Meyer / Getty Images
Bei einem Eishockeyfinale in Boston sind Kanada und die USA aufeinandergetroffen – mehr als ein sportlicher Wettkampf in diesen Tagen. Das Spiel wurde denn auch zum Politikum.

Eigentlich ging es beim Eishockeymatch zwischen den USA und Kanada um den Sieg beim hochkarätigen Vier-Nationen-Turnier. Doch in diesen Zeiten dreht sich ein solches Aufeinandertreffen nicht nur um Sport – und so wurde das Finale in Boston zu einem Politikum.

Nachdem Donald Trump zuletzt immer wieder offen damit kokettiert hatte, Kanada den Vereinigten Staaten einzuverleiben, setzte die Sängerin Chantal Kreviazuk schon vor der Partie ein kleines Zeichen des Widerstandes. Kreviazuk sollte die kanadische Hymne "O Canada" intonieren und baute dabei eine kleine textliche Veränderung ein, die als klare Botschaft an den US-Präsidenten zu verstehen war.

Musikerin schickt Botschaft an die USA

Statt der Textstelle "True patriot love in all of us command" ("Erwecke wahre Vaterlandsliebe in uns allen") sang Kreviazuk "True patriot love that only us command" (etwa: "Nur wahre Vaterlandsliebe kann uns etwas befehlen"). Ein Sprecher bestätigte kanadischen und US-amerikanischen Medien, dass die 50-Jährige absichtlich einen anderen Text gesungen habe. Ein Beweisfoto postete Kreviazuk später auf Instagram: Sie hatte sich die Passage auf die Handinnenfläche geschrieben, offenbar gleichermaßen als Gedächtnisstütze und politische Botschaft.

"Ich glaube an die Demokratie. Ein souveränes Land sollte sich nicht gegen Tyrannei und Faschismus verteidigen müssen", sagte die Sängerin der Nachrichtenagentur AP. "Manchmal muss man in seiner Kunst einfach die Wahrheit sagen." In der Halle wurde die kanadische Hymne von einigen US-Fans ausgebuht. Auch bei einigen Kanadiern kam nicht gut an, dass Kreviazuk die Hymne eigenmächtig geändert hatte. "In diesem möglicherweise folgenschweren Moment bin ich der festen Überzeugung, dass wir aufstehen, unsere Stimme erheben und versuchen müssen, uns zu schützen", verteidigte sich die Musikerin.

Donald Trump spricht erneut von Kanada als "51. Bundesstaat"

Den Ernst der Lage unterstrich ein Telefonat von Donald Trump mit der amerikanischen Eishockey-Nationalmannschaft. Der US-Präsident wünschte den Spielern Glück für das Match, sprach aber auch dort wieder seine Begehrlichkeiten gegenüber Kanada an. Er habe darüber gesprochen, dass Kanada "eines Tages, vielleicht schon bald, unser geschätzter und sehr wichtiger 51. Bundesstaat werden wird", erklärte Trump.

Trump fügte an, er werde wegen eines Treffens mit Gouverneuren mehrerer US-Bundesstaaten das Spiel in Boston leider nicht vor Ort verfolgen können. Er verband diese Anmerkung mit erneutem Spott gegen den kanadischen Premierminister Justin Trudeau: Trump schrieb, die Gouverneure und er würden das Spiel gemeinsam vor dem Fernseher verfolgen – und "Gouverneur Trudeau" könne sich "gern anschließen", er sei "herzlich willkommen". Trump hatte Trudeau bereits mehrmals als "Gouverneur" verspottet.

Am vergangenen Sonntag waren die USA und Kanada bereits in der Gruppenphase des Turniers aufeinandergetroffen. Bei dem Match im kanadischen Montreal hatten die Heimfans die US-Hymne ausgebuht, auf dem Eis war es zu mehreren Schlägereien gekommen. Inmitten der hitzigen Atmosphäre gewannen die USA 3:1. Das Finale ging allerdings mit 3:2 nach Verlängerung an Kanada. Oder wie es Sängerin Chantal Kreviazuk ausdrückte: "Die Gerechtigkeit hat gesiegt."

epp