"Wir warten nun auf den Bericht der österreichischen Behörden und müssen geduldig sein", erklärte Wada-Generaldirektor David Howman auf einem Symposium im schweizerischen Lausanne mit. Bereits im Oktober 2007 hatte die Wada erste Hinweise auf angebliche Blutdoping-Manipulationen erhalten und sie den Österreichern übermittelt. "Dies sind andere Informationen", sagte Howman.
Die Affäre hatte durch eine anonyme Anzeige, in der rund 30 namentlich genannte Spitzensportler mit Laboren in Österreich in Verbindung gebracht werden, neuen Wirbel verursacht. "Die neuen Informationen haben Namen enthalten, die auch in den Medien genannt wurden", erklärte Howman. Ob sie aber aus ein oder derselben Quelle stammen, wollte er nicht ausschließen. Auf die Frage, ob Sportler der Wada weiterführende Hinweise auf etwaige Blutdoping-Praktiken in Österreich gegeben haben, sagte er zurückhaltend: "Das ist möglich." Details über die Wada-Depesche an den österreichischen Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka wollte Howman mit Hinweis auf "Vertraulichkeit" nicht Preis geben.
Deutsche Sportler wehren sich
Nach Eingang der anonymen Anzeige vor zwei Wochen hat das Wiener Bundeskriminalamt die Ermittlungen in der Blutbank-Affäre aufgenommen. Die deutschen Biathleten, von denen eine Reihe durch die Anzeige ohne Beweise verdächtigt wurden, haben inzwischen eine erweiterte Eidesstattlichen Erklärungen unterschrieben. Darin stellen die Sportler fest, dass sie weder "Blutdoping oder vergleichbare unerlaubte Leistungsmanipulationen des menschlichen Körpers" vorgenommen haben oder vornehmen haben lassen. Der DSV hat im Zuge der Doping-Verdächtigungen Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Mittlerweise wird die Anzeige von der Staatsanwaltschaft München I geprüft.
Unterdessen verspricht sich die Wada durch eine Intensivierung der Kooperation mit internationalen Polizeibehörden noch mehr Effizienz im Kampf gegen Doping und deren Hintermännern. "Wir hatten am Montag ein Gespräch mit Interpol. Und wir können positiv in die Zukunft blicken, was die Zusammenarbeit angeht", sagte Howman. Dies könnte zum Beispiel die Effektivität von Doping-Tests erhöhen. "Bei Zielkontrollen könnten uns entsprechende Polizeierkenntnisse sehr helfen", meinte John Fahey, der am 1. Januar die Nachfolge von Richard Pound als Wada-Präsident angetreten ist.
Neuer Präsident konnte nicht mit Visionen aufwarten
Nach knapp zwei Monaten im Amt konnte der Australier bei dem Wada-Symposium nicht mit Visionen aufwarten. "Ich habe viel gelernt und werde noch viel lernen", sagte der 63-jährige Australier und stellte nur fest: "Der Kampf gegen Doping steht auf einem soliden Fundament, die Richtung stimmt." Fahey war im November 2007 in Madrid gegen den Willen der Europäischen Regierungsvertreter in der Wada in das Sportspitzenamt gewählt worden. Seitdem habe sich sein Verhältnis zu den Europäern wieder normalisiert. "Die haben bestätigt, die Wada weiterhin voll und ganz zu unterstützen", berichtete Fahey, der die auf ihn wartenden Aufgaben in seiner dreijährigen Amtszeit "als aufregende Herausforderungen" bezeichnete.