Boxen Verbände wollen Chisora sperren - Haye bleibt straffrei

Der Prügel-Skandal von München hat in der Box-Welt Spuren hinterlassen. Auch in der englischen Presse war die Empörung über Dereck Chisora und David Haye groß, eine lebenslange Sperre wird aber kaum durchführbar sein.

In Deutschland soll Gewalttäter Dereck Chisora nie mehr in einen Boxring steigen, weltweit droht ihm eine Sperre zumindest für ein Jahr. "Ich möchte diesen Mann nie mehr im Leben in einem deutschen Boxring sehen", sagte Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB).

Das BDB-Präsidium will sich in den nächsten Tagen mit möglichen Sanktionen für Chisora wegen der Prügelei mit Landsmann David Haye nach seiner Niederlage gegen Vitali Klitschko beschäftigen. Pütz ist sich allerdings nicht sicher, ob juristische Bedenken das beabsichtigte Strafmaß des deutschen Verbandes torpedieren könnten. Eine lebenslange Sperre kann als Berufsverbot angefochten werden.

Die zunächst auf 50.000 Dollar festgesetzte Strafe für Chisora ist laut BDB mittlerweile auf 70.000 Dollar erhöht worden. Dieser Teil von Chisoras 500.000-Dollar-Börse wurde mittlerweile einbehalten. Das Geld soll zu gleichen Teilen an gemeinnützige Einrichtungen und Stiftungen in Deutschland und des Weltboxverbandes WBC fließen.

Chisora außer Rand und Band

Auch international werden Sanktionen gegen Schläger Chisora vorbereitet. Der 28 Jahre alte Londoner hatte sich nach seiner Schlappe gegen WBC-Weltmeister Vitali Klitschko in München eine Schlägerei mit seinem Landsmann und früheren WBA-Weltmeister Haye geliefert. Deren Trainer waren ebenfalls beteiligt. Das Ganze geschah während der abschließenden Pressekonferenz in der Olympiahalle. Es gab Verletzte unter den Prügelnden.

Chisora drohte, Haye erschießen zu wollen. Die Polizei hatte den gebürtigen Simbabwer am Münchner Flughafen festgenommen und drei Stunden verhört. Haye hatte schon früh am Morgen das Weite gesucht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts der leichten Körperverletzung.

Der britische Verband British Boxing Board of Control (BBBofC) will eine Sondersitzung einberufen und über Sanktionen beraten. Hier ist eine einjährige Suspendierung im Gespräch. Die englischen Zeitungen äußerten Abscheu. The Times schrieb von "Neandertalern", laut Daily Telegraph ist das "des Boxens dunkelster Tag", der Daily Star sieht "das britische Boxen in die Gosse gerissen" und die Daily Mail fordert: "Verbannt diese Gangster". WBC-Präsident Jose Sulaiman kündigte an, Chisora mindestens für ein Jahr nicht mehr für Kämpfe zuzulassen, die vom WBC angesetzt werden.

Haye erwartet keine Strafe

Strafen für Haye stehen derzeit nicht zu Debatte. Zwar wird dem Ex-Champion vorgeworfen, den ersten Schlag geführt zu haben. "Das kann man aber auch als Selbstschutz sehen. Schließlich kam Chisora vom Podium herunter, stieß dabei Drohungen aus und stürzte auf Haye zu", sagte Pütz. Während Haye, der im vergangenen Jahr einen WM-Kampf gegen Wladimir Klitschko verlor, als berechnender Showman mit großer Klappe gilt, wird Chisora als gemeingefährlich eingestuft, der sich häufig nicht unter Kontrolle hat.

Haye besitzt zudem keine Boxlizenz mehr. Die hat er an seinem 31. Geburtstag im vergangenen Jahr abgegeben. Damit steht er nicht unter der Jurisdiktion des britischen Verbandes. In München war er als Co-Kommentator für einen britischen Fernsehsender und damit als Journalist bei der Pressekonferenz im Einsatz.

Lob und Kritik für die Klitschkos

Pütz würdigte ausdrücklich das Verhalten der Klitschkos. "Die sind nicht nur Champions im, sondern auch außerhalb des Rings." Sowohl Vitali, der eine schallende Ohrfeige von Chisora erhielt, als auch Bruder Wladimir, dem der Engländer unmittelbar vor dem Kampf ins Gesicht spuckte, hielten sich trotz verständlicher Wut zurück und attackierten den Provokateur nicht. "Diese eiserne Selbstdisziplin ist bewundernswert", sagte der BDB-Präsident. Er war von Chisora als "fucking german guy" beschimpft worden.

Ahmet Öner vom Arena Boxstall sieht das Verhalten der Ukrainer komplett anders: "Man muss den Klitschkos die Veranstalter-Lizenz entziehen. Wie kann es sein, dass auf einer Pressekonferenz Menschenleben gefährdet werden?" Öner glaubt sogar an eine Inszenierung, die am Ende außer Kontrolle geriet und damit ihr Ziel verfehlte.

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