Kommentar zu Olympia 2024 Warum die Elbphilharmonie das beste Argument FÜR Olympia in Hamburg ist

Hamburg hat seine Finanz-Planung für die Olympia-Bewerbung vorgestellt. Noch bevor das Volk abgestimmt hat, geht bereits die Angst vor dem nächsten Millionengrab um. Die Befürchtungen sind allerdings kaum berechtigt.

Man könnte meinen, das größte Problem der Hamburger Olympia-Bewerbung steht schon an der Elbe. Die Elbphilharmonie, Wahrzeichen und Kalkulationsdesaster, sie thront (noch immer nicht ganz fertig) am Hafen und dient allen Kritikern als Musterbeispiel dafür, dass Planungen und Berechnungen von ganz großen Projekten nur scheitern können.

Nun hat Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz das Finanzierungskonzept für Olympia 2024 vorgestellt. Und klar, die Kritiker zeigen als erstes mit dem Zeigefinger gen Hafen. Frei nach dem Motto: Da wollt ihr Olympiastätten hinbauen? Da steht doch schon ein Millionengrab! Dabei entgeht den meisten, dass das vermeintlich größte Kontra-Argument eigentlich der beste Grund pro Olympia in Hamburg ist.

11,2 Milliarden Euro sollen die Spiele in Hamburg insgesamt kosten, 1,2 Milliarden Euro davon müsste Hamburg übernehmen, der deutsche Steuerzahler 7,4 Milliarden Euro. Olaf Scholz verkündet, die Stadt habe die "am besten durchgerechnete Bewerbung ever" vorgestellt. Und das darf man ihm glauben. Der Elbphilharmonie sei Dank. Wenn sich Hamburg im Zuge der Bewerbung eines nicht erlauben darf, dann eine zweite Chaos-Kalkulation. Eine zweite Elbphilharmonie würde das Vertrauen in die Planungsfähigkeit von Politik und Wirtschaft komplett zerstören. Das Wahrzeichen ist die größte Warnung. Darum lässt Hamburg im November das Volk abstimmen, darum hat es seinen Plan mit enormen Auflagen zur Nachhaltigkeit vorgestellt.  

Großzügig gerechnet, ein guter Plan

Aus dem olympischen Dorf soll ein neues Stadtviertel erwachsen, aus dem Olympiastadion werden Wohnungen, Immobilienfirmen werden mit eingespannt, damit die Kosten für den Umbau nicht den Steuerzahler treffen. Gleichzeitig kalkuliert die Stadt Hamburg für sich mit mehr Kosten als London 2012. Mit anderen Worten: Man hat großzügig gerechnet. Das alles klingt nach einem vernünftigen Plan, nach guten Ideen.

Dass ein Großereignis wie die Olympischen Spiele ein einmaliges Ereignis sind, darüber gibt es ohnehin wenig Dissonanz. Die ganze Stadt, ganz Deutschland kann davon profitieren. Wie sehr ein solches Event das Land belebt, hat die WM 2006 gezeigt. Deutschland ist seitdem in der allergrößten Mehrheit weltoffener und toleranter geworden. Im Zuge der Spiele dürften zudem 7000 Arbeitsplätze entstehen - ein niemals zu vernachlässigendes Argument.

Olympia sonst bald nur noch in Katar und Co.

Klar, die Kalkulation zur Elbphilharmonie mag ein Graus sein - wenn aber Deutschland aus Angst vor weiteren Desastern ein solches Event scheut, dann dürften sportliche Großveranstaltungen bald nur noch in Katar oder anderen "reichen Staaten" abgehalten werden. Genau solche Vergaben stehen aber auch in Deutschland stark in der Kritik, das zeigt die Fußball-WM 2022. Vielleicht sind es sogar manchmal die gleichen Menschen, die auf die Missstände in Katar hinweisen, die anprangern, dass dort Arbeiter wie Sklaven behandelt werden und gleichzeitig darüber den Kopf schütteln, dass jetzt Hamburg bei seiner Olympia-Bewerbung vorprescht. Doch genau diejenigen sollten wissen: Nur wer mit gutem Beispiel voran geht, kann auch international ein Vorbild sein. Da hat Hamburg eine einmalige Chance.

Eines steht nach der Verkündung der Kalkulation jedenfalls fest. Wenn sich die Bürger im November dagegen entscheiden, dann weil das Vertrauen (auch wegen der Elbphilharmonie) schon im Vorhinein weg ist. Nicht, weil das Konzept nicht stimmt.

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